Mit einer bunt gemischten Truppe aus verschiedenen „Over-the-Board“-Mannschaften und verstärkt durch Georg, dem das Internet die Hürde von 270km Anfahrt aus dem Nordern Bayerns nahm, starteten wir Ende Januar in die zweite Saison der „Deutschen Schach-Online Liga“ (DSOL). Wie im Vorjahr waren wir in Gruppe 3D gesetzt. mit dem klaren Ziel die Vorjahresplatzierung (6. Platz) zu überbieten. Der ein oder andere träumte wohl auch davon mit Platz 1 oder 2 den Einzug in die Endrunde zu schaffen – knapp werden sollte es allemal...
Was bisher geschah
Unser Mannschaftsführer Markus (an dieser Stelle schon einmal vielen Dank für die Orga im Hintergrund) berichtete bereits über die ersten vier Runden – wir standen nach 4 von 7 Runden also an der Tabellenspitze! Einschränkend muss man sagen, dass durch den Rückzug des Zwickauer SC nach der 3. Runde einige Mannschaften ein Spiel weniger absolviert hatten und wir in der letzten Runde spielfrei hatten. Die Führung stand also auf wackligen Beinen und punkten war in den Runden 5 und 6 angesagt...
Runde 5 – Matchball vergeben: 2:2 gegen Landskrone
Die fünfte Runde brachte ein knappes Unentschieden gegen die nominell schwächere Mannschaft aus Landskrone – der erste Matchball für den Einzug in die Endrunde war vergeben. Georg war zunächst gut aus der Eröffnung gekommen, musste nach Eindringen des gegnerischen Turms aber am Damenflügel Federn lassen. Bei Paul fieberten wir online mit, ob es doch noch zu einem Wunder kommen würde. Er hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen und die Königsbauern vorgeschoben. Aber auch hier blieb der Gegner unerbittlich und setzte Pauls König auf freiem Feld matt.
An den beiden verbleibenden Bretter gab es immerhin zwei sehenswerte Abschlüsse zu beobachten. Zunächst kam Felipe mit einem klassischen Durchbruchmotiv im Endspiel zu einem verdienten Sieg.
1.) Felipe (Weiß) nach 35. … a7-a6. Wie gewinnt Weiß?
Anschließend profitierte Lars davon, dass sein Gegner den wichtigen Zwischentausch der Türme um einen Zug verschob, diesen dann aber aufgrund einens „Zwischenmatts“ nicht mehr ausführen konnte.
2.) Lars (Weiß) nach 27. … Sc5-d3?? (statt 27. ... Tf8xf1+). Wie gewinnt Weiß?
Runde 6 – Glücklich Restchancen gewahrt: 2:2 gegen SK Dessau II
Das abschließende 2:2 gegen den SK Dessau II war unter dem Strich eher schmeichelhaft. Georg war im Schweschnikov durch eine Ungenauigkeit ein Bauer abhanden gekommen. Anschließend verteidigte er aber zäh und profitierte davon, dass der Gegner den möglichen Übergang in ein gewonnenes Endspiel verpasste:
3.) Georg (Schwarz) nach 40. … f6. Wie hätte Weiß statt 41. Kf3? fxg5 = eine Gewinnstellung erreichen können?
Lars stand Ausgangs der Eröffnung unter Druck, aber das Spiel verflachte zunehmend zum Remis. Edwin hatte nach einer wilden Eröfffnungsphase einen Bauern weniger und wurde dann Opfer eines Grundreihenmatts. Am Ende rettete „Mr. 100%“, Felipe, das Mannschaftsremis, wieder mit einem sehenswerten Finale:
4.) Felipe (Schwarz) nach 33. Kg2-g3 - matt in vier Zügen.
Fazit – Ohne Schützenhilfe keine Endrunde.
Die letzte Runde fand dann ohne unsere Beteiligung statt und wir waren auf Schützenhilfe des SK Vellmar angewiesen: wenn der bis dato Tabellenletzte mindestens ein 2-2 gegen unsere direkten Konkurrenten, den SV Bergwinkel, erreichen würde, wären wir in die Endrunde eingezogen. Leider hatten wir kein Glück und der Kampf endete nervenaufreibend für uns passiv Zuschauende mit einem 1,5-2,5 zu unseren Ungunsten.
Somit wurden wir letztlich knapp Dritter, wodurch wir den Einzug in die Finalrunde verpassten. Immerhin haben wir als einzige Mannschaft den Staffelsieger besiegt („3.Liga-D-DSOL-Sieger-Besieger“) und haben die meisten Brettpunkte in der Klasse geholt. Das lässt für eine etwaige Neuauflage hoffen - lieber wäre uns natürlich eine Saison 2021/22 am Brett. Aber warten wir es ab...
Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass die Stimmung in der Mannschaft auch mit rein digitalen Spielgerät gut war und wir uns nach jeder Runde zu einer (häufig gar nicht so) kurzen post-mortem Analyse im Jitsi des Freifunk München getroffen haben. Mit dabei waren häufig auch Spieler, die selber gar nicht eingesetzt wurden - wirklich toller Teamgeist!
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Lösungen:
1.) 36. a5!! und einer der beiden Bauern läuft mit Unterstützung des Springers weiter (Schwarz kann natürlich den Springer opfern, aber das ändert auch nichts.).
2.) 28. Le6+ Kh8?! (28. … Tf7 verliert ebenfalls forciert, der Weg ist aber schwerer für Weiß am Brett zu finden. Viel Spaß beim selber lösen. ;)) 29. Txf8+ Dxf8 30. Lxe5 Sxe5 31. Dxe5 Dg7 32. Dd8+ (Dg8 33. Dxg8#) 1-0
3.) stattdessen 41. Sd6+ gefolgt von Se4 mit Doppelangriff auf Springer und Bauer. Schwarz kann zwar die Königsflügelbauern tauschen, aber Weiß verbleibt mit dem a-Bauern und dem Springer.
4.) 33. ... Txe3+ 34. Lxe3 Dxe3 35. Kg2 Ta2+ 36. Kf1 Dc1#