Die 4. Saison der DSOL hat letzte Woche angefangen und der MSA Zugzwang ist wieder dabei vertreten durch eine junge, starke und sehr motivierte Mannschaft. Meine Wenigkeit hat dieses Jahr die Ehre, die Truppe bestehend aus Felipe, Felix, Edwin, Berthold, Samuel, Artem, Manuel und meiner Person (Miguel) zum ersten Mal zu führen. Gott sei Dank, dass Felipe mich sehr gerne und sehr gut als Stellvertreter unterstützt. Ein riesiges Dankeschön an ihn!
 
Unser Debüt konnte nicht besser laufen. Seitens ZZ spielten:
1. Edwin (Schwarz)
2. Miguel (Weiß)
3. Samuel (Weiß)
4. Artem (Schwarz)
 
Unsere Gegner, Kreuzberg, spielten fast mit ihrer bestmöglichen Aufstellung. Derjenige, der vor dem Match einen Blick auf die Wertungszahlen der 8 Teilnehmer geworfen hätte, hätte mit Sicherheit nicht auf einen Sieg für ZZ gewettet. Nur Edwins Begegnung konnte man als ausgeglichen betrachten. Der Rest hatte wertungsmäßig sehr starke Rivalen auf der anderen Seite des virtuellen Bretts. Aber im Sport ist alles möglich.
 
Unser Artem debütierte gegen einen 1500er. Nach einer relativ ruhigen Eröffnungsphase, in der Weiß die Zuckertort Variante der Damenbauereröffnung spielte, öffnete unser Spieler die lange weiße Diagonale frühzeitig. Weiß tauschte im Anschluss mehrere Figuren und gelang ein Turm und Springer Endspiel mit deutlich besserer Bauerstruktur. Artem versuchte, sich wie ein Löwe zu verteidigen, aber nachdem sein isolierter Bauer auf der c-Reihe fiel, war seine Stellung eher hoffnungslos. Sein Gegner spielte einfach souverän. Keine Sorge, Artem. Sehr bald kriegst du eine Chance, dich dafür mit einem neuen Gegner zu revanchieren.
 
Samuel stellte den 1:1 auf die Anzeigetafel. Dass seine Gegnerin knapp 200 Punkte stärker war, blieb zu unseren Gunsten als Anekdote. Er spielte hervorragend einen Grand Prix Angriff gegen die sizilianische Verteidigung der Schwarzen. 2 auf meinen Augen unverständliche Züge von Samuels Gegnerin (ein unerzwungener Königsrücktritt zum f8 nach einem Schach und ein Tempoverlust mit einer Turm im Damenflügel, vielleicht ein Mouseslip?) führten zu einem schnellen und indiskutablen Sieg, der mit einer schönen Kombination in einer Doppelattacke (mit Schach und zugleich Abzug gegen die schwarze Dame) zertifiziert wurde. Unser Samuel spielt immer besser!
 
Der Verfasser dieses Berichts spielte mit Weißen mit seiner neuen Lieblingswaffe gegen einen 1900er, und zwar das London System. Nachdem beide Spieler die Entwicklung ihrer Figuren endeten, entschloss ich mich, am Feld e4 nicht ohne Risiko zu brechen. Die Stellung war sehr komplex, aber irgendwie konnte ich mir einen Bauer nach ein paar Figurentausch in der Mitte des Bretts gewinnen. Das Endspiel war trotz eines versprechenden Bauers auf dem Feld g7 remisverdächtig aufgrund der überlebenden Läufer unterschiedlicher Farben. Am Ende fand schwarz leider eine Festung und wir einigten uns auf einen Waffenstillstand. 1,5:1,5. Könnte Edwin nach unseren Bemühungen das Märchen für ZZ verwirklichen?
 
 
 
Selbstverständlich konnte er! Nachdem sein Gegner von ihm in einer Variante der Englischen Eröffnung nach 1.c4 e5 überrascht wurde, wählte er einen wenig versprechenden Aufbau mit c4 und d4. Edwins Struktur war sehr solide, er hatte die halboffene e-Linie und seine Leichtfiguren übten starken Druck auf d4 aus. Um den starken Springer von f5 zu verscheuchen, schwächte sein Gegner freiwillig seinen Königsflügel mit g4, was jedoch Edwins Springer in den Vorposten h4 einlud. Er schob seinen Bauern bis nach f4 und der weiße Fianchettoläufer war nach weißem lebendig begraben. Schließlich fiel der Zentralbauer auf d4 und das konnte Edwin im Endspiel ohne große Mühen verwerten. Endergebnis 2,5:1,5 für die Außenseiter!
 
Von meiner Seite ein großes Kompliment an alle für die sehr gut gespielten Partien und für den Sieg, der erste von vielen!
 
 
 
Anmerkungen von Felipe:
War der "mouseslip" Zug in der Samu-Partie Rc8 und Rb8? Wir (Markus und ich) haben, in der Liveanalyse, gedacht, dass die Idee Rc4 und Qb6+ war (und Schwarz gewinnt wegen der schwachen Diagonale und des Feldes f2). Während der Partie haben wir gedacht, dass nach Rc4 Schwarz gewinnt, aber in der Analyse danach haben wir gemerkt, dass Qxc4 für Weiß funktionierte (die Dame hängt auf d8 und Weiß gewinnt nach Qb6+ Qd4).

Wir glauben, dass in Artems Partie Qc7 etwas ungenau war, besser ist gleich b5!, und nach Rc1 er wahrscheinlich b5 finden musste (nicht einfach!). Im Endspiel war die beste Chance wahrscheinlich a5-a4 zu spielen, einen Bauern zu opfern, aber seinen Turm hinter dem b-Freibauern zu aktivieren. Auch nicht einfach, besonders für einen Spieler in seinem Alter.

In Edwins Partie: sein Plan war nicht nur, den Bauern d4 unter Druck zu setzen. Er hatte auch viele Ideen, auf dem Feld e3 anzugreifen/zu opfern. Es war eine sehr gut gespielte Partie. Ich glaube, Markus hat auch gesagt, dass er und Edwin ähnlichen Varianten zusammen studiert hatten.

In deine Partie hattest du einen großen Vorteil, nachdem du den Bauern gewonnen und die Stonewall durchgebrochen hast. Unglücklicherweise sind ungleichfarbige Läufer-Endspiele ziemlich Remis :)