Leicht verspätet (ca. 11:15 Uhr) begannen wir unser Achtelfinal-Spiel gegen Schwabing-Nord. Die Spieler beider Mannschaften waren vollständig anwesend.
Nach 30 Minuten:
Philipp S. stand an Brett 4 aufgrund des Vorstoß-Caro-Cann optisch leicht passiver, hatte aber mehr als genügend Kompensation für den fehlenden Raum im 10. Zug.
An Brett 3 hatte der Gegner von Philipp H. aus der Französischen Verteidigung bereits einen Isolani auf d5 hinnehmen müssen. Die Stellung wirkte jedoch für beide Seiten aussichtsreich, so dass sich kaum Rückschlüsse darauf schließen ließen, ob der Isolani nun gut oder schlecht ist.
Boris an Brett 2 packte die Kneifzange sofort aus. Nach bereits 14 Zügen hatte Boris einen gedeckten vorgepritschten Bauern auf c6, der des Gegners Läufer aufgrund eines Fianchetto-Damegambits auf a8 zurück zwang.
Die unregelmäßige Eröffnung (1. g3/e5 - 2. Lg2/d5 - 3. d4/e4) verwirrte mich mit Schwarz ein wenig, aber ich hatte schönes Spiel an Brett 1 mit Schwarz, da ich den vorgestoßenen Bauern auf e4 gut mit f5 unterstützen und mir so Raum im Zentrum sichern konnte. Wirklich besser stand ich aber deswegen nicht.
Nach 75 Minuten:
Philipp S. hatte (anscheinend bewußt) auf eine Rochade verzichtet, so daß sich sein König ungefährdet auf d8 befand. Aber auch ohne die Rochade konnte er im 19. Zug sichtbaren Druck gegen die gegnerische Königstellung, wohin Weiß rochiert hatte, aufbauen, so dass hier mindestens guter Ausgleich für Schwarz vorlag.
Philipp H. hatte die etwas bessere Königstellung (der Gegner hatte bereits schon h6 gespielt) und hatte den Vorteil, daß Schwarz den Isolani auf d5 nicht hat auflösen können. Gutes ausgeglichenes Spiel lag also auch hier mindestens 14. Zug vor.
Boris hatte die Kneifzwange beiseite gelegt und schwang nun offensichtlich die Keule. Er verfügte mit seinem Turm auf c1, der Dame auf der a-Linie sowie seinem immer noch sehr starken Bauern auf c6 quasi über einen Läufer mehr, da der gegnerische Läufer auf a8 faktisch nicht mitspielte. Es zeichnete sich nach dem 22. Zug bereits ein erster Erfolg für Zugzwang dank Boris ab.
Ich hatte mich für eine falsche Angriffsstrategie am Damenflügel entschieden. Es wäre viel sinnvoller gewesen, die Kräfte am Königsflügel zu sammeln, jedoch hielt mich des Gegners König auf d2 von diesem Vorhaben ab, da ich selbst kurz rochiert hatte. Durch einen dummen Fehler im 21. Zug verlor ich einen Bauern auf b5 und hatte, trotz aller Schwerfiguren auf der a-Linie, nur mäßiges Gegenspiel.
Nach 125 Minuten:
Phillipp S. hatte mittlerweile einen Bauern mehr und stand 29. Zug sehr gut auf Angriff. Irgendwie hatte sich der weiße Läufer sehr weit in das Territorium des Schwarzen begeben und es war nicht so klar ersichtlich, wie man hier als Gegner von Philipp wieder ohne Schaden hätte heraus kommen können. Zwar hatte der Gegner teilweise Spiel am Damenflügel, wo Philipps König unrochiert auf d8 stand, aber ein Durchbruch war nicht wahrnehmbar.
Philipp H. lieferte sich einen ausgeglichenen Fight. Zwar besaß der Gegner noch seinen Bauern auf d5, aber Philipp konnte daraus keinen Profil schlagen. Im Gegenteil: die gegnerischen Springer deuteten sich an, perfekt zu harmonieren. Schlechter stand hier im 19. Zug aber noch niemand eindeutig.
Ich musste den Bauern auf b5 kampflos hergeben, um wenigstens noch ein bisschen Gegenspiel zu erhalten. Hätte mir mein Gegner hier Remis geboten, hätte ich es, auch aufgrund des sich andeutenden Sieges an Brett 2, ohne großes Zögern angenommen (Zur Erinnerung: bei einem 2:2 entscheidet über das Weiterkommen der Sieg am höchstgelegenen Brett, wodurch bei einem Remis an Brett 1, Boris greifbar in der Nähe liegender Sieg unser Weiterkommen gesichert hätte). Ich hatte wenig Ideen. Keine besonders schöne Stellung für mich, wobei ich nach 29 Zügen noch nicht ganz klar auf Verlust stand.
Nach 155 Minuten:
Philipp S. hatte eine Qualle und einen Bauern mehr. Der Gegner hatte dafür nichts! Es zeichnete sich ein Sieg ab.
Hochinteressant entwickelte sich Philipp H. Partie. Des Gegners Springer harmonierten sehr gut, aber Philipp hatte genügend Kompensation. Ich hatte mir die Stellung nicht so genau angesehen, da in diesem Moment der Gegner von Boris seine Waffen streckte.
Zwischenstand: 1:0 für Zugzwang
Mein Gegner übersah einen Zwischenzug, was ihn einen Läufer kostete. Nach dem Verlust eines weiteren Bauern gab er schließlich auf. Überraschende (und glückliche) Wendung somit bei mir.
Zwischenstand: 2:0 für Zugzwang
Damit war klar, dass Zugzwang bereits jetzt das Weiterkommen gesichert hatte. Selbst, wenn die beiden Phils an Brett 3 und 4 noch verlieren sollten und es ein 2:2 geben sollte, hätte mein Sieg an Brett 1 über das Weiterkommen von Zugzwang entschieden. In solchen Situationen entschloss ich mich zum einzig Logischen: Helles vom Faß bei spätsommerlichen Sonnenschein-Temperaturen vor dem Spiellokal!
Nach 170 Minuten:
Den Müßiggang genießend erfuhr ich, daß Brett 4 die Dame eingestellt habe. Ich eilte zurück und sah Philipps Dame ungedeckt auf der gegnerischen Grundreihe stehen. Der gegnerische Turm auf f1 musste nur noch zuschlagen, was er auch tat. Danach streckte Philipp verzweifelt die Waffen. So grausam kann Schach sein...
Kurz einigten sich Philipp H. und sein Gegner auf Remis. Philipp hatte zwei Springer gegen Turm und Bauer, was für ihn auch stellungsbezogen eigentlich nicht schlecht aussah. Aber die Position war immer noch sehr unklar und der Gegner hatte mit seinen Türmen schon auch gefährliche Felder, die ein Eindringen hätten ermöglichen können.
Der Mannschaftskampf war vorüber! Hier das Ergebnis (der Erstgenannte ist ein Zugzwang-Spieler ohne Rücksicht auf Schwarz oder Weiß):
Brett 1:
SCHOROTH, Torsten
1
0
SIMMON, Norbert
Brett 2:
KRKLEC, Boris
1
0
SCHLEIF, Helmut
Brett 3:
HÖCKETSTALLER, Philipp
0,5
0,5
KIPP, Stefan
Brett 4:
STÄHLE, Philipp
0
1
MANNSCHATZ, Michael
ERGEBNIS:
Zugzwang
2,5
1,5
Schwabing-Nord
Wir sind also weiter gekommen! Herzlichen Glückwunsch an alle!!