Liebe Schachfreunde von Zugzwang,
auch wenn bereits ein Kurzbericht hier auf der Homepage erschien, und auch ein Beitrag auf dem Schachkicker, ist es mir als Mannschaftsführer doch ein Anliegen, noch einen Nachbericht zum letzten Bundesligawochenende zu verfassen.

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Gehen wir gedanklich zunächst ein Jahr zurück: unter dem Eindruck des grandiosen Misserfolgs in der 1. Bundesliga (Saison 2023/24) hatten wir eigentlich keine großen Ambitionen mehr, erneut in die 1. Bundesliga aufzusteigen, und ich glaubte eigentlich auch nicht daran, dass es in der zweiten Liga gut laufen würde! Doch dann geschah es, dass wir Kampf um Kampf in der neuen Bundesliga Süd gewannen, und unser Selbstbewusstsein wieder aufpolierten. Runde für Runde standen wir auf dem ersten Platz, und ließen nur ein Unentschieden gegen unseren Hauptkonkurrenten Hofheim zu. Plötzlich war der Aufstieg in Sichtweite. Und das in die stärkste Liga der Welt!

Und dann kam also die Schlussrunde in Eppingen, die an Dramatik nicht zu überbieten war! Ich bin wirklich schon lange im Spitzenschach unterwegs (ich komme auf etwa 40 Jahre 1. und 2. Bundesliga), aber so ein Drama wie an dem Wochenende habe ich selten erlebt!

Dies hing auch damit zusammen, dass wir im Kraichgau nur ersatzgeschwächt antreten konnten - Dominik Horvath war auf der Europameisterschaft, David Shengelia musste zeitgleich für seinen Verein in Österreich um den Aufstieg spielen und Stefan Bromberger erfüllte seine "demographischen Pflichten".

Wettkampf am Samstag, den 22. März 2025

Nun entwickelte sich das Match gegen Eppingen eigentlich nicht übel, denn Stefan Kindermann gewann sehenswert, doch dann verlor Arthur seine Partie, in der er irgendwie chancenlos unterging. Doch es stand ja immer noch ganz gut für uns, dachte ich mir. Doch plötzlich opferte Frank in hoher Zeitnot einen Springer auf f2. Ich dachte mir bang: ob das gutgeht? Aber es ging gut, denn die Partie endete mit Remis durch Zugwiederholung. Nach der ersten Zeitkontrolle stand es dann 2,5 zu 2,5, wobei die ersten drei Bretter noch spielten. Und vor allem musste Pavel sich in einem Endspiel mit Minusbauern gegen GM Acs verteidigen. Meine Nerven waren aber endgültig restlos angespannt, als ich bemerkte, dass Gudmundur in seinem 41. Zug ganze 25 von 30 Minuten nachdachte, was bedeutete, dass er den Rest der Partie im Modus 5 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug spielen musste. Doch die Stellung war Remis (keiner von beiden kam durch) und man einigte sich auf Remis.

Damit war das Drama aber noch nicht beendet. IM Valentin Baidestkyi hatte gegen den stärksten deutschen IM Christopher Noe eine Qualität gewonnen, aber durch geschicktes Spiel von Weiß kam er immer mehr in Nachteil, und musste schließlich zu meinem Schrecken aufgeben. Inzwischen hatte Pawel den Bauern zurückgewonnen, konnte aber trotz aller Versuche nicht mehr gewinnen. Somit verloren wir diesen Kampf also mit 3,5 Punkten. Das war unsere erste Niederlage in der Saison!

Nun schauten wir alle auf unseren Handys gebannt auf das Ergebnis des Parallelkampfs von Hofheim gegen Augsburg, wo es kurz vor Schluss 3,5 zu 3,5 stand. Die letzte Partie, die noch lief, wurde von Routinier Eckhard Schmittdiel bestritten, würde er uns vielleicht aus der Patsche helfen? Das war die bange Frage, die sich uns stellte. Schließlich kam die erlösende Nachricht: GM Schmittdiel gewann die Partie, und damit verlor unser Konkurrent Hofheim ebenfalls mit 3,5 zu 4,5, und damit blieben wir (völlig überraschend!) auf dem ersten Platz. Hätte Hofheim gewonnen, dann hätten wir nur noch um den zweiten Platz kämpfen können.

Wettkampf am Sonntag, den 23. März 2025

Am Sonntag war dann erneut Drama im Aufstiegskampf geboten. Im Kampf gegen Baden-Baden II wurden gleich vier Partien entschieden. Ich kam in der Eröffnung gegen GM Demuth unter die Räder, und musste trotz heftger Gegenwehr im 55. Zug aufgeben. Dafür gewann Frank eine überzeugende Partie. Und auch Pawel konnte recht deutlich gegen den französischen GM Gozzoli gewinnen. Es sah also eigentlich gut für uns aus, wir führten 3 zu 1 (ich spielte noch), da sah Stefan Kindermann die Gelegenheit für ein Remis gekommen, was der Gegner freudig annahm. Tatsächlich stand Stefan nämlich deutlich besser, was ihm aber in dem Moment nicht bewusst war! Also gut, 3,5 zu 1,5. Es würde nun für uns doch wohl möglich sein, einen Punkt aus den noch drei laufenden Partien zu holen? So dachte ich mir, wurde aber gleich eines Besseren belehrt.

Erst musste ich mein Endspiel aufgeben, und dann unterlag Valentin völlig unerwartet in einer Zeitnotschlacht! Also stand es erneut 3,5 zu 3,5. Im Parallelmatch von Hofheim gegen Bayern II führten die Hofheimer bereits 4:2, und es war uns klar, dass sie den Kampf gewinnen würden, und so mit uns nach Mannschaftspunkten gleichziehen. Somit hing unser Aufstieg in die erste Liga an der Partie von GM Gudmundur K. gegen IM Dann, und auch wenn dieses Endspiel etwas schlechter stand, so war es doch haltbar. Und siehe da Gudmundur bot nach guter Verteidigung Remis, was der Gegner annahm. Selten in meinem Leben habe ich ein Remis so freudig begrüßt!

Doch noch immer mussten wir zittern, denn wie würde die letzten beiden Partien im Parallelmatch von Hofheim ausgehen?

Bei 5,5 zu 2,5 wären wir nach Brettwertung Erster, bei 6:2 würde die Feinwertung (Berliner Wertung) entscheiden, wo wir wohl auch die Nase vorn hatten, aber sicher waren wir uns auch nicht. Wir saßen schon im Zug nach Heilbronn, als wir endlich das Ergebnis erfuhren: Bayern hatte mit 3:5 standgehalten! Dank sei Dr. Rodewis & Co. Da gabs erst mal Grund zum Jubeln!

 

Im Bild: GM Eljanow, GM Kinderann, GM Hertneck, GM Kjartansson, IM Zeller, IM Zysk.

Damit wurde Hofheim Zweiter und muss nun einen Stichkampf gegen den Zweiten der Liga Nord, die Schachfreunde Berlin austragen. Ehrlich gesagt, wir sind so froh, dass uns dieser Stichkampf erspart blieb, wenn auch nur um Haaresbreite! Persönlich finde ich es falsch, dass nicht beide Zweiten aufsteigen, sondern hier ein Stichkampf angesetzt wird.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Abschlusstabelle:

Wie süß ist dieser erste Platz aus Sicht von Zugzwang! Leider ist Bayern München II abgestiegen, aber dafür haben sich der MSC 1836 und der SC Garching gehalten. In der kommenden Saison spielen also voraussichtlich zwei Münchner Mannschaft in der Liga Süd.

Und hier noch der Blick auf unsere Einzelergebnisse. Die Mannschaft hat wirklich sehr kompakt und erfolgreich gespielt! Pawel hat am Spitzenbrett ein Spitzenergebnis mit einer Perfomance von 2700 abgeliefert. Doch auch der Käptn war wieder glücklich und zufrieden, nachdem er ziemlich viele Partien gewinnen konnte. Ich hätte mir gewünscht, dass David mehr spielen könnte, aber leider haben sich die Termine ungünstig überschnitten. Ähnliches galt für Frank.

Hier noch die Vorschau auf die kommende Saison: die Mannschaft wird voraussichtlich in dieser Besetzung zusammenbleiben, zumindest ist das der jetzige Stand. Wir werden aber noch einen starken Nachwuchsspieler in die Mannschaft nehmen, das sei an der Stelle verraten. Mit nur 12 Spielern halten wir die erste Liga wohl nicht durch.

Zum Abschluss möchte ich nochmals betonen, dass dieser große Erfolg nicht ohne das Sponsoring von Krulich Immobilien möglich wäre. Wir sind Roman sehr dankbar dafür!

Im Bild von links nach rechts die Helden der Saison: GM Kindermann, CM Krulich, GM Bromberger, GM Hertneck, GM Eljanow, IM Baidetskyi, GM Horvath, FM Kruckenhauser, Vorsitzender Karcher. Nicht im Bild GM Shengelia und IM Zeller.