Der gestrige Kampf gegen den SC Sendling verlief sehr erfolgreich. An allen Brettern mit Ausnahme von Mauro und Uli konnten wir im verlauf mehr oder weniger deutliche Vorteile verbuchen. Uli trug mit einem Kurzremis durch Zugwiederholung zu einer der kürzesten Partien der Liga bei, und Mauro lehnte ein frühes Remisangebot seines Gegners ab, um wenige Züge später zu erkennen, dass seine Stellung ziemlich löchrig wurde. Doch bevor ich weiter auf die Einzelheiten des Kampfes eingehe, möchte ich von einer merkwürdigen Begebenheit berichten:

Am achten Brett, an dem sonst immer unser tapferer Felix sitzt, erschien diesmal ein ganz in schwarz gekleideter unheimlicher Mönch mit Kapuzenpulli, der scheinbar aus dem Nichts gekommen war. Offensichtlich ein Benediktinermönch, der in den folgenden Stunden in stoischer Ruhe seine Züge ausführte. Natürlich fragte sich jeder, wie es zu dieser denkwürdigen Verwandlung gekommen war. Und siehe da – der Mönch stellte, leise Beschwörungsformen murmelnd, mit sicherem Spiel den Sieg her, ohne einmal in Zeitnot zu geraten. Urplötzlich wurde mir klar, was sich vor unseren Augen abspielte. Wir wurden Zeuge einer Art Teufelsaustreibung – das Zeitnotgespenst, das in den vergangenen Monaten treu über dem Brett von Felix geschwebt hatte, musste endlich bezwungen werden! Dies war natürlich nur durch einen starken Zauber in Form von schwarzer Magie möglich. Und so wurde ich gewahr, dass in den Augen des Mönches ein starkes Feuer loderte, und ich glaubte sogar die Umrisse eines Hexagramms auf dem Fußboden um das Brett herum zu erkennen. In meinem langen Leben hatte ich schon viele denkwürdige Erlebnisse, aber dieser unheimliche Moment ließ mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren! Als die Partie beendet war, wandelte sich das Bild völlig: der Mönch nahm seine Kapuze kurz ab, und wir erkannten unseren alten Kumpel Felix wieder – sein gelöster Blick verriet, dass der teuflische Bann endlich gebrochen war!

Die ästhetisch ansprechendste Partie war aus meiner Sicht eindeutig die von Stefan am Spitzenbrett gegen Unger. In der Diagrammstellung liegt die weiße Bauernstruktur bereits in Trümmern (vier Bauerninseln und ein Doppelbauer). Dennoch ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wie Schwarz zum entscheidenden Schlag ausholen kann. Doch nach dem feinen Zug 1...b6! verlor Weiß Haus und Hof, da auf 2.cxb6 einfach c5+ folgt, nebst Sxb6 und weiterem Materialgewinn. Die besondere Feinheit der weißen Spielführung lag übrigens darin, dass der weiße Läufer zu einer mehr oder weniger nutzlosen Figur degradiert wurde, während der schwarze sich als der Garant des Sieges erwies.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Es gab aber auch viele andere gelungene Partien. Daniel zermalmte seinen Gegner Haas geradezu, jagte den schwarzen König bis nach h5 um dort Matt zu setzen. Nicht viel anders verfuhr Roman, der am Königsflügel eine sehr starke Druckstellung aufbaute, und seinen Gegner Wein chancenlos ließ. Auch mit meiner Partie konnte ich durchaus zufrieden sein, wobei sich kurz vor Schluss eine sehr interessante Stellung ergab:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier überraschte mich Franz Künzner mit 1...cxb5! Erst jetzt wurde mir klar, dass nach dem ursprünglich geplanten 2.Lxd5 Sh3+ 3.Kg2 Sxf2 4.Txg7 Kxg7 5.Kxf2 Kh6 oder 5...a5 vermutlich nicht genügend Material auf dem Brett bleibt, um den Sieg zu garantieren. Ich griff daher zu dem Zwischenzug 2.h6! wonach Franz zu meiner Überraschung aufgab. Ich hatte gerechnet, dass er den Kampf mit 2...Dxh6 3.Lxd5 Sh3+ 4.Txh3 Dxh3 5.Dxf6+ Kh7 noch fortsetzen würde. Tatsächlich gewinnt aber in dieser Stellung nach Rybka einfach 6.Le4+ Kg8 7.Dxe5, und nu ist der Bauer auf a3 wegen Matt tabu. Allerdings muss der weiße König erst noch ein sicheres Plätzchen finden. Übrigens hätte auch 1...Sf4 2.bxc6 Sgh3+ 3.Lxh3 Sxh3+ 4.Kg2 Sxf2 5.Txg7 für Schwarz verloren. Eine taktisch ansprechende Stellung mit einem ungewöhnlichen Materialverhältnis!

Erfreulicherweise haben wir uns am Sonntag, den 20. März also endgültig den Aufstieg in die Oberliga gesichert - und zwar, wie ein Blick auf die Tabelle verrät, mit Riesenvorsprung vor dem Zweit- und vor allem Drittplatziertem – unserem Angstgegner Ingolstadt.

Rang

Mannschaft

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

MPkt

BPkt

1.

München MSA Zugzw 1

**

 

6

6

16 - 0

44,0 - 20,0

2.

Kriegshaber 1

**

4

5

4

 

12 - 4

37,5 - 26,5

3.

Ingolstadt SK 1

4

**

3

 

3

5

5

8

9 - 7

36,0 - 28,0

 

Mit gewisser Trauer musste ich leider am Sonntag Abend zur Kenntnis nehmen, dass Stefans und mein früherer Verein, der ehemals ruhmreiche TV Tegernsee, mit 0 Punkten auf dem Abstigesplatz verblieb, und zum Auswärtsspiel gegen Ingolstadt nicht einmal antrat. Ich denke, der Verein muss sich erneuern, und wieder an der Basis aufbauen, bevor er in höhere Ligen zurückkehren kann.