Am heutigen letzten Wiesn-Sonntag tritt die erste Mannschaft auswärts gegen die nominell etwas schwächer eingestufte Mannschaft von Gröbenzell an. Zu Beginn ist uns klar: Da kurzfristig zwei Top-Scorer von Zugzwang absagen müssen und die Gröbenzeller eine seit Jahren eingeschworene Gemeinschaft ist, wird es nicht leicht sein, beide Punkte mit nach Hause zu nehmen.

Der Anfang verläuft sehr vielversprechend.

Neuling Falk Hoffmeyer am vierten Brett kann die sehr sorglos vorgetragene Eröffnung (die Vorstoß-Variante in der Caro-Kann-Verteidigung) seines Gegners gut auskontern und steht schon in frühem Stadium bereit, die weiße Festung zu erstürmen. Auch unser Neuzugang Erasmus Gerigk an Brett drei kann mit einem Bauernopfer in der Eröffnung (einem Panow-Angriff der Caro-Kann-Verteidigung) den gegnerischen König ins Freie locken und hofft mit Dame, Türmen und Läufer ihn dort auch zur Strecke zu bringen. Wenig Sorgen macht sich der Berichterstatter von Brett eins, wo Großmeister Stefan Kindermann gegen eine moderne Variante der Tarrasch-Variante in der Französischen Verteidigung sicher zu Werke geht. Auch Brett zwei, an dem unser neuer Delmenhorster Import IM Markus Lammers mit den schwarzen Steinen gegen die Englische Eröffnung seines Gegenübers eine solide Aufstellung wählt, lässt keine Sorgen aufkommen. Brett fünf – ihr Berichterstatter – sieht eine längere Variante des sogenannten „Slow Slav“, mit einer ungewöhnlichen Fianchettierung des schwarzfeldrigen Läufers des Nachziehenden. Es überrascht uns auch nicht, dass am sechsten Brett ein Londoner-System im Damenbauernspiel erscheint, da der Gröbenzeller dieser Variante schon immer vertraut hat. Bernhard G. ist jedoch gründlich darauf vorbereitet und hat keine Probleme in der Eröffnung. An Brett sieben kommt unser Haudegen Mauro B. zum Einsatz, der seinem Spielstil gemäß eine scharfe Variante der Sizilianischen Verteidigung aufs Brett bringt. Felix B. muss sich am achten Brett mit einer Variante der Englischen Eröffnung auseinandersetzen.

Nach kurzer Spielzeit steht es 1:0 für Zugzwang, da Falk seinen Gegner mit einem hübschen Figurenopfer in eine hoffnungslose Lage bringt. Einige Zeit später kann auch Markus mit einer technisch einwandfreien Leistung seine erarbeitete überlegene Stellung in einen Sieg ummünzen, 2:0 für Zugzwang. Nach vor der ersten Zeitkontrolle muss sich Ulrich Dirr mit einem Remis begnügen, nachdem er im 13. Zug eine vorteilhafte Abzweigung nicht eingeschlagen hat.

Leider beginnt jetzt die Zeit, da sich die Lage an den anderen Brettern zu unseren Ungunsten entwickelt. Für jeden Zuschauer – inzwischen unterstützt von den Zugzwang-Schlachtenbummlern Robert I., Martin B. und Günter H. – beginnt die Zeit des Mitleidens. Erasmus findet keinen Zugang in die schwarze Stellung und der Nachziehende kann sich Zug um Zug konsolidieren. Stefan findet keinen überzeugenden Plan, wie die weiße Stellung zu verbessern ist und muss sich mit einem lästigen schwarzen Springer auf e4 herumärgern. Mauros Optimismus wird trocken als zu übermütig zurückgewiesen. Und auch Felix kann die Stellungsprobleme am Brett nicht lösen. Lediglich Bernhard kämpft zäh weiter um jeden kleinen Zentimeter.

Zu unserem Unglück gelingt Andi Zach eine jener seltenen kleinen Schachwunder, die ihm den vollen Punkt gegen einen renommierten Großmeister einheimsen lassen. Mauro muss inzwischen einem Minusbauern hinterherlaufen und mit einem tödlichen Bauerndurchbruch im Zentrum rechnen. Ich halte seine Position für hoffnungslos. Auch Erasmus unterliegt den Verteidigungskünsten seines Gegners und er muss sich mit einem ganz schlechten Turmendspiel quälen. Felix’ Mittelspielstellung sieht einfach furchtbar aus, und ich rechne mit einem baldigen Ende. Wenn ich richtig rechne, macht das eine 5:3-Niederlage aus. Schluck! Auch einige zusätzliche graue Haare scheine ich in den letzten beiden Stunden bekommen zu haben.

Stefan muss sich zum 2½:1½-Zwischenstand für Zugzwang geschlagen geben. Mauros Gegner wählt die sichere Abwicklung in ein gewonnenes Endspiel. Mauro versucht sein letztes Glück mit einem Bauernhebel. Wenn Schwarz den Bauern schlägt, kann er aufgeben, weil er danach seinen einzigen Läufer für einen schwarzen Freibauern geben muss und dieser Läufer den weißen Freibauern leicht aufhält. Und nun? Mauros Gegner wandelt den Bauern sofort um! Mauro gibt den Läufer für den Bauern und schlägt anschließend den schwarzen Bauern. Im anschließenden Rennen muss der schwarze Läufer zwei Tempi verlieren, sodass der weiße König schnell seinem Freibauern zu Hilfe eilen kann, bevor der schwarze Monarch eingreifen kann. Remis!! 3:2 Zugzwang. Ich gehe nur kurz für etwas Sauerstoff ins Freie, aber als ich wiederkehre, sehe ich das zweite Wunder. Felix konnte mit wilden Verwicklungen in ein Endspiel abwickeln, wo er drei Bauern für eine Leichtfigur hat. Nach seiner Aussage muss er aber froh sein, wenn er nicht verliert. Aber das lässt hoffen, denn am sechsten Brett kann Bernhard seinen hartnäckigen Nahkampf mit Materialgewinn krönen. Ob es zum Sieg ausreicht ist noch nicht gewiss. Leider hat sich inzwischen Erasmus von seinen Leiden erlöst und dem Gegner zum Sieg gratuliert. 3:3. Felix’ Gegner erhält die Anweisung das Remisangebot abzulehnen und auf Sieg zu spielen, aber es wird bald klar, dass er nicht weiß, wie er das anstellen soll. Felix beunruhigt nämlich mit seiner Dame ständig König oder Bauern. Bald willigt er erschöpft in die dreimalige Stellungswiederholung ein. 3½:3½. Kann Bernhard gewinnen? Inzwischen hat er ein Endspiel mit zwei Leichtfiguren gegen einen Turm und jeweils drei Bauern auf jeder Seite. Leider gelingt es ihm nicht, seinen Gegner zu irgendwelchen Unachtsamkeiten zu verleiten und so endet diese letzte Partie mit Unentschieden und damit auch der Kampf 4:4!

Fazit: Mit der überraschenden Niederlage unseres Großmeisters und auch mit dem nicht erwarteten Verlust von Erasmus wird ein solcher Kampf dramatisch und am Schluss einigermaßen glücklich Unentschieden gehalten. Die Oberliga ist härter und zäher als die Landesliga, und wenn wir vorne mitspielen wollen, müssen wir möglichst in Bestbesetzung antreten.

In drei Wochen wissen wir mehr, wenn wir zu Hause gegen Würzburg antreten.

Die Ergebnisse des Spieltags:

SC Gröbenzell 1 – MSA Zugzwang 1

4 – 4

SC Bad Königshofen 1 – TSV Wacker Neutraubling 1

3 – 5

SK Kriegshaber 1 – SC Rottal 1

4 – 4

SGem Pang/Rosenheim 1 – SK Passau 1

3½ – 4½

FC Bayern München 2 – SV Würzburg 1

6 – 2

 

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