Der Kampf vom vergangenen Sonntag gegen Kriegshaber (einem Stadtteil von Augsburg) führte bei den teilnehmenden Zugzwänglern zu vermehrtem Erkenntnisgewinn. Erstens ist es nicht allerorten üblich, dass der gegnerischen Mannschaft  die richtige Adresse des Spiellokals angegeben wird, in der Hausnummer kann man sich durchaus um eine Ziffer irren, und die Gegner ein wenig umherirren lassen. Zweitens muss man ja den Aufbau der Bretter im Spielsaal nicht unbedingt gut vorbereiten, sondern kann damit auch noch 5 Minuten vor Spielbeginn beginnen. Drittens ist es durchaus im grünen Bereich, wenn man erst um 10 Uhr, also punktgenau zum Spielbeginn seine Mannschaftsmeldung abgibt, das aber auch erst nach Aufforderung durch den anwesenden Schiedsrichter. Viertens wirkt es sicher einladend auf die Gäste, das Spiellokal nicht vorzuheizen, sodass diese in Mantel und Jacke am Brett sitzen müssen, während die guten Gastgeber in dieser Beziehung anscheinend etwas abgehärteter sind. Fünftens ist es nicht nötig, die gespielten Partien innerhalb von 3 Tagen nach dem Kampf einzugeben, denn das würde nur unnötig Informationen für die Konkurrenz bereitstellen...

Die Aufzählung ließe sich vielleicht noch fortsetzen, doch lassen wir es dabei bewenden, zumal die ‚Kriegshaberer‘ eine durchaus sympathische Mannschaft sind, die anscheinend an dem Tag nur etwas von der Rolle war – vielleicht fehlt es dort einfach nur an Organisationstalent des Mannschaftsführers. Doch nun zum Kampfverlauf. Schon lange nicht lief es nicht mehr so glatt für uns! Erasmus stand in einer scharfen Sizilianisch-Variante nach 20 Zügen auf Gewinn, und fuhr als Erster den Punkt ein. Die zweite beendete Partie war die von Daniel, wenn ich mich recht erinnere. Als dritter war ich an der Reihe, und scorte meinen ersten Sieg in dieser Saison, wobei ich zugeben muss, dass der gute Wolfsteiner das Turmendspiel mit einem zu schnell gespielten passiven Zug ruinierte; also war mein Sieg nur halbwegs verdient, auch wenn ich wohl durchgehend etwas Vorteil hatte. Eine besonders spannende Partie stand in der Begegnung Stelter gegen Uli Dirr zur Debatte. Nach halbwegs misslungenem Eröffnungsverlauf sah Uli sich gezwungen, eine Qualität zu opfern, spielte dann aber sehr stark auf, und setzte seinen Gegner immer mehr unter Druck. Diese famose Partie hätte ich gerne gezeigt, aber siehe Kommentar oben: die Notation ist leider noch Verschluss-Sache... Somit stand es nach 4 Stunden 4 zu 0, wobei wir noch zwei Asse im Ärmel hatten, denn Markus stand gegen Dr. Schnelzer auf Gewinn und bei Bernhard gegen Jermann sah es genauso aus. Genauso kam es dann auch zur Freude des Mannschaftsführers.

Nun war also tatsächlich ein 6 zu 0 erreicht, mit dem wir vor dem Kampf nicht im mindesten gerechnet hätten! Aber wie gesagt, bleiben wir bei der Wahrheit, es war auch ein bisschen Glück dabei. Der Rest war also nur noch Kür, aber genau hier ergaben sich noch zwei sehr interessante Momente im Endspiel, das ja die Lieblingsdomäne des Käptns ist:

Vuckovic – Kindermann (Schwarz am Zug)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich muss zugeben, dass ich an dieser Stelle nicht ganz sicher war, ob der schwarze Vorteil zum Sieg ausreicht oder nicht. Der schwarze Gewinnplan besteht in jedem Fall darin, sich einen Freibauern auf der h-Linie zu bilden. Weiß muss im Gegenzug mit dem König nach a5 oder c5 marschieren. Gerade wenn der schwarze a-Bauer fällt, sieht es nicht ganz ungefährlich für den Nachziehenden aus. Die Partie entwickelte sich wie folgt: 1...Sg7 2.Ld6 Ke8? Normalerweise ist Prophylaxe immer eine gute Idee, aber hier verliert Stefan ein wichtiges Tempo. Richtig war das sofortige 2...Sf5 3.Lxf4 Sxh4 4.Kb4 Sxf3 und nun gabeln sich die Varianten:

Analysediagramm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

A) 5.Ka5 Sxd4 6.Kxa6 Se6! (zwingt den Läufer zur Entscheidung) 7.Ld6 d4 8.Kb6 d3 9.Lb4 h4 10.a5 h3 11.a6 h2 12.a7 h1D und Schwarz wandelt den Freibauern zuerst um

B) 5.Kc5 Ke6 6.a5 h4 7.Kb6 Kd7 8.Kxa6 Kc6! (das ist der Gag – der weiße König wird am Rand eingesperrt, und behindert seinen eigenen Freibauern) 9.Ka7 Sxd4 10.a6 Sb5+ 11.Kb8 d4 12.a7 Sxa7 13.Kxa7 d3 14.Ka6 h3 und einer der beiden Freibauern marschiert durch – denn bekanntlich kann ein Läufer zwei Freibauern nicht halten, wenn sie nicht auf einer Diagonale liegen. So etwas lernt man ja schon im Endspielkurs von GM Hertneck!

In der Partie geschah stattdessen 3.Kb4 Sf5 4.Kc5! Sxh4 5.Kxd5 Sxf3 6.Lxf4 mit späterem Remis, denn nun ist der weiße König optimal zentralisiert.

Auch das Endspiel von Falk war interessant, allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob ich mir die Stellung richtig gemerkt habe, und habe auch die schwarze Gewinnführung am Brett nicht mehr gesehen. Es stand nach meiner Erinnerung so:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz am Zug sollte sich davor hüten, den Bauern auf h3 zu schnappen, weil nach Txh4+ eine Pattstellung entsteht. Richtig ist daher 1...Tg1+ 2.Kxa2 und nun erst 2...Kxh3, und der weiße König schafft es nicht mehr rechtzeitig auf die andere Seite, d.h. der weiße Turm müsste sich noch gegen den h-Bauern opfern.

Leider saß übrigens unser Topscorer Falk auf der falschen Seite des Brettes, sodass er seine erste Niederlage in dieser Saison kassieren musste!

Wir warten nun gespannt auf das Ergebnis des Matches gegen den SC Rottal, der uns noch vorletzte Saison den Aufstieg in die Oberliga vermiest hatte! Nachdem unser Hauptkonkurrent FC Bayern erneut gewonnen hat, stehen wir nach wie vor auf Platz 2, knapp vor Wacker Neutraubling. Es bleibt also spannend, denn genau gegen diese beiden Mannschaften spielen wir in den letzten beiden Runden!