Liebe Schachfreunde,

Ich darf noch von den letzten beiden Kämpfen der ersten Mannschaft berichten. Den Bericht gegen Garching von vor zwei Wochen halte ich eher kurz, obwohl er für unsere Mannschaft unglaublich wichtig war. Noch nie zuvor haben wir in der zweiten Liga eine so geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt, und an den ersten 6 Brettern ganze 5,5 Punkte geholt. Lediglich der Berichterstatter sorgte mit einem frühen Remisschluss gegen Harald Bredl für einen kleinen Schönheitsfehler. Und leider haben die letzten beiden Bretter bei unseren „Nachbarn“ keinen Punkt geholt– was für den Kampf aber schon nicht mehr entscheidend war. Nachdem Garching auch die vierte Runde verloren hat, befindet sich diese sympathische Mannschaft mitten im Abstiegsstrudel, und hat wohl kaum noch Rettungschancen, auch wenn sie sicher noch auf einen erfolgreichen Endspurt analog zum Vorjahr hofft.

Doch a propos „Kampf gegen den Abstieg“ – wie sieht es hier bei uns aus, wo wir ja nach zwei Runden ziemlich unglücklich mit null Punkten in der Tabelle standen? Glücklicherweise kann der Kapitän vermelden, dass wir nach dem Sieg gegen Garching am gestrigen Sonntag auch noch gegen die Leipziger mit 5:3 punkten konnten! Und auch hier kassierten wir den Sieg relativ ungefährdet ein, indem wir an den vorderen sechs Brettern 4,5 Punkte holten, und davon wiederum 2,5 an den ersten drei Brettern. Stefan K stand gegen IM Voigt meines Erachtens die längste Zeit über leicht besser, gab sich aber im Endspiel mit einem mannschaftsdienlichen Remis zufrieden. Der Mannschaftsführer holte in seinem geliebten Franzosen gegen FM Zesch erstmals in der Saison einen vollen Punkt, und war daher mit sich und der Welt zufrieden. Bei Markus Lammers lief es nicht ganz so rund, nachdem eine slawische Theoriedebatte eher zu seinen Ungunsten ausging, und der Routinier Boehnisch das bessere Endspiel erhielt, in dem man sich aber bald auf Remis einigte. Eine hochtaktische und sehr ansprechende Partie lieferte Erasmus ab, und konnte nach etwa 30 Zügen den vollen Punkt einkassieren. Bei Falk ging ich nach der Eröffnung von deutlichem weißen Vorteil aus, die Stellung verflachte dann aber zusehends, weshalb der Käptn mit dem Remisschluss nicht unzufrieden war. An den letzten beiden Brettern (Elena und Bernhard) waren die Ergebnisse allerdings weniger erfreulich, und wir waren froh, hier am Schluss noch ein halbes Pünktchen zu retten, das aber nicht mehr matchentscheidend war.

Der eigentliche Star des Kampfs war wieder mal unser Neuzugang Stefan Bromberger der mit seiner Spielfreude und seiner taktischen Ader die Zuschauer in Begeisterung versetzte. In der folgenden Diagrammstellung, die offensichtlich aus dem Rubinsteinsystem im Nimzoinder entstanden ist, sah Stefan in optisch eher schlechterer Stellung den Zeitpunkt gekommen, das schwarze Zentrum mit f3 anzuknabbern.

Diag1

16.f3! Es ist klar, dass dieser Zug thematisch ist, jedoch hängt der Vorstoß taktisch an einem seidenen Faden. Schwarz ließ sich nicht lange bitten, und griff zu 16...Lxh3 Stärker war jedoch meines Erachtens 16...Lf5 um den Punkt e4 zu stabilisieren. Nach dem weiteren 17.fxe4 Sg4!? (auch das noch!) 18.e5 stand das Brett bereits in Flammen!

Diag2

Auf 18... Sxe3 wäre nun 19. Dh5 mit vernichtendem Angriff erfolgt – zum Beispiel 19...Sxf1 20.Lxh7+ Kf8 21.Txf1 gefolgt von a4 und La3+ - der totgeglaubte Kandidat auf b2 erwacht wieder zum Leben. Es ging aber munter weiter – Schwarz griff zu 18...Txe5! wonach wohl selbst Stefan B ein wenig ins Grübeln kam, ob seine Kombi kein Loch hatte. Doch nach dem mehr oder weniger erzwungenen 19.dxe5 Dxe5 20.Sf3 Dxe3+ 21.Kh1 Sf2+ 22.Txf2 Dxf2 23.gxh3 Dxb2 entstand erneut eine nicht ganz alltägliche und nicht ganz triviale Stellung, in der Weiß den besten Zug erst noch finden muss:

Diag3

Des Rätsels Lösung lautet 24.De1!! Ein herrlicher Zug – Weiß deckt einfach den wichtigen Bauern c3, und der Turm auf a1 ist noch wegen dem Abzugsschach Lxh7+ tabu! Und nebenbei droht Weiß nun wirklich Ta2 (was eben noch an Dxc3 scheiterte) nebst Te2, wonach der weiße Vorteil außer Frage stünde. FM Wernert versuchte noch 24...Sb3 25.Ta2 Dc1 26.Dxc1 Sxc1 27.Td2 musste sich aber im Endspiel geschlagen geben – auch wenn die Engine noch gar keinen so großen weißen Vorteil anzeigt, weil Schwarz doch ziemlich viele Bauern eingesammelt hat – die Stellung ist aber am Brett schwer zu spielen, da Weiß aktives Figurenspiel hat...

Diese Partie war nicht nur ästhetisch sehr ansprechend, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum erhofften Klassenerhalt – da wir nun wieder auf einem soliden Mittelplatz in der Tabelle stehen: http://www.schachbund.de/SchachBL/bede.php?liga=2blo&runde=4

Nachdem wir das erste bayerisch-sächsische Duell für uns entschieden haben, wird mit Spannung das Ergebnis des nächsten Auswärtskampfs gegen Erzgebirge Aue erwartet. Bericht folgt Mitte Januar 2013!

G. Hertneck