Liebe Schachfreunde,
ich muss noch über die Heimrunde der ersten Mannschaft vom vorletzten Wochenende berichten. Am Samstag gegen Forchheim erlaubte sich der Käptn auszusetzen, und stattdessen erstmals Elena Boric einzusetzen - die sich für diesen Einfall glänzend revanchierte:
Boric-Doeres, Stellung nach dem 11. Zug von Schwarz
Offensichtlich ist in dieser Stellung für Schwarz schon einiges schief gelaufen, und Weiß steht schon beliebig besser, aber das energische 12.cxd5! Dxa1 13.Dc2 mit der Doppeldrohung Dxc6+ und Lb2 mit Damenfang machte Schwarz sofort den Garaus. Es folgte noch 13...Dd4 14.Dxc6+ Kd8 15.Dxa8 Dxd3 16.Lg5+ und Schwarz gab alsbald auf.
Die zweite angenehme Überraschung trug sich an Brett 2 zu, denn hier gelang dem Neugroßmeister Stefan B., der sich derzeit in Topform befindet, ein stürmischer Sieg:
Bromberger-Rupprecht. Stellung nach dem 21. Zug von Schwarz:
Materiell ist die Stellung ausgeglichen, aber das Gewinnpotenzial liegt eindeutig bei Weiß, wie u.a. der nächste Zug machtvoll demonstriert: 22.Tc3! Schwarz hat hier ein ganzes Bündel von Problemen: der Springer auf a5 ist außer Spiel, während sein Gegenpart auf f6 einfach mit e5 überdeckt werden kann. Und noch dazu droht der lästige Turmschwenk nach h3 mit Einschlag auf h7. Auch diese Partie sollte nicht mehr lang dauern, trotzdem aber ist die weiße Gewinnführung beeindruckend: 22...Tf7 23.Th3 Tg7 24.f4! Df7 25.f5 Sc4 26.Sxh7! 1-0
Leider war damit an diesem Spieltag unser Lauf erschöpft, denn Stefan K musste sich gegen Jansa nach einem interessanten französischen Eröffnungsduell im Endspiel geschlagen geben, und besonders traurig war der Lauf der Dinge an Brett 6:
Heidrich-Lammers, Stellung nach dem 31. Zug von Weiß.
Die Stellung sieht harmlos aus, ist es aber bei genauerer Betrachtung nicht im Mindesten, denn Weiß hat zwei giftige Pfeile im Köcher. Hinzu kam das Problem, dass IM Markus L. hier die Zeit davonlief (es kam zum 30-Sekunden-Modus), und in solchen Fällen passiert es meist, dass man sich zu Zügen hinreißen lässt, die man später bereut. Aus meiner Sicht das Beste wäre das abwartende 31...a5 gewesen, wonach sich die potenzielle Drohung 32.c3 immer noch wegen Sdb3! Verbietet. Außerdem hat Weiß darauf keinen wirklich guten Zug. Stattdessen folgte das scheinaktive 31...Df4+?! 32.Dxf4 exf4 33.Kg2 und nun musste erneut 33...a5 geschehen, um den folgenden Zug zu unterbinden. Stattdessen geschah 33...g5? und nun fiel Markus nach 34.b4! aus allen Wolken. Der Springer hat kein gutes Rückzugsfeld, und nach dem folgenden 35.c3 geht auch noch was verloren.
Der Höhepunkt des Wettkampfs war jedoch in der letzten noch laufenden Partie erreicht:
Schramm-Zysk, Stellung nach dem 55. Zug von Schwarz
Für mich völlig überraschend griff Schramm hier zu 56.Dc8!? (statt des erwarteten 56.Dxe2 Txe2 57.Tf1), und nun hätte er nach 56...Dxd1+ 57.Kh2 Txe5!! 58.dxe5 Kf5 im Damenendspiel vermutlich auf Dauer das Nachsehen gehabt. Doch nach 57...Df1? war das Dauerschach auf g8 und h8 nicht zu vermeiden.
Da alle anderen Partien an diesem Tage Remis endeten, ging der Kampf mit etwas Glück für Forchheim 4:4 aus.
Am Sonntag folgte dann das Match gegen Aufsteiger Bad Mergentheim, der aus meiner Sicht zu Unrecht mit 0 aus 6 Punkten am hinteren Tabellenende stand. Viele Russen sind des Hasen Tod, heißt es allgemein, und so beobachtete ich die Armada GM Ikonnikov (an Brett 1) sowie GM Karpatchev (an 3) und GM Ivanov (an 4) mit einiger Sorge. Jedoch unberechtigt, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn an Brett 1 und 4 folgten schnelle Remisen, auch wenn ich am Spitzenbrett einen äußerst seltsamen Zug beobachten musste:
Kindermann-Ikonnikov, Stellung nach dem 12. Zug von Schwarz
Es folgte 13.Db1 !?, offensichtlich mit der Idee, den Bauern auf b2 zu decken. Aha, so spielt man heutzutage Schach, dachte ich mir... aber es wurde dann alsbald Remis.
Eine wirklich spannende Stellung ergab sich jedoch in meiner Partie gegen Karpatchev:
Zu meiner Überraschung ließ der russische GM hier bei schon etwas knapper Zeit 23...Lc5!? folgen. Erst dachte ich, ich hätte mich verschaut, denn er wird doch nicht einfach so den Bauern e5 opfern!? Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass er mich genau dazu einladen wollte, um die Läuferdiagonale auf den König h2 zu öffnen. Am sichersten wäre nun 24.Sxe5 Txe5 25.Txc5 Txe4 26.d6! nebst Tf5 gewesen, wobei ich das letzte Zugpaar schon nicht mehr berechnet hatte. Ich konnte jedoch der Versuchung beim besten Willen nicht widerstehen: 24.Txg5 fxg5 25.Sxe5? Ld6 26.Sxf7? (laut Houdini konnte Weiß nun noch mit Sc4 auf Gegenspiel hoffen). Und nach dem überraschenden 26...g4! 27.Dxg4 Sxh3+ 28.Kg2 ergab sich folgende spannungsgeladene Stellung:
Ich war immer noch höchst zufrieden mit dem Erreichten, da Schwarz nur über Scheindrohungen zu verfügen scheint, doch es folgte brutal der Zertrümmerungszug 28...Sxf2! (statt dem von mir berechneten 28...Sf4+ 29.Kg1 mit weißer Gewinnstellung) 29.Kxf2 Dd4+! 30.Kf3 und nun einfach der stille Zug 30...Th2! mit völliger Gewinnstellung für Schwarz. Aus der Ausgangsposition heraus hätte man hier 12 Halbzüge korrekt berechnen müssen – das ging über mein schachliches Vermögen hinaus. Hinzu kommt übrigens, dass in der Diagrammstellung auch 28...Dd4! sofort gewann.
Während Erasmus leider einen zu optimistisch angelegten Franzosen gegen Panzalovic verlor, spielt Falk im Endspiel stark auf:
Hoffmeyer-Raps, Stellung nach dem 35. Zug von Weiß
Dass Raps hier nicht zu 35...Txc2 griff (was vielleicht noch zu halten war), wird er sicher bitter bereut haben, denn nach 35...Th1? 36.Tc7+ Kd8 37.Tg7! wurde schnell klar, dass er sich bald den Klee von unten anschauen würde müssen.
Die spannendste Partie des Matches trug sich jedoch an Brett 8 zu, wo es im Endspiel um alles oder nichts ging – nämlich ob wir den Kampf mit 3,5 verlieren oder mit 4:4 halten würden:
Hauke-Eichler, Stellung nach dem 43. Zug von Schwarz:
44.Tg8! Txf7 45.Kxf7 c4! Nur Aufgrund des doppelten c-Bauern handelt es sich um eine Gewinnstellung für Schwarz. Über kurz oder lang wird einer der beiden Freibauern zur Dame umwandeln. 46.Ta8+ Kb3 47.Tb8+ Kc2 48.Ta8 Kb2 49.Tb8+ Ka1 Diese Kröte, dass er sich seinen eigenen Bauern verstellt, muss Schwarz schlucken, damit er den c-Bauern weiter vorschieben kann. 50.Tb7 c5! 51.Tb5 c3 52.Txc5 Kb2 53.Tb5+ Kc2 54.Ta5 Kb3 55.Tb5+ Ka4 56.Tb6 c2 57.Ta6+ Kb3 58.Tb6+ Kc3 59.Tc6+ Kd3 60.Td6+ Kc4 61.Tc6+ Kb5
Es ist geschafft – Schwarz erreicht nach hartem Kampf das theoretisch gewonnene Endspiel Dame gegen Turm. 62.Txc2 a1D 63.Tc7 De5 64.Te7 Df5+ 65.Kg7 Kc6 66.Tf7 Dg5+ 67.Kh7 Kd6 68.Tb7 Dh5+ 69.Kg8 Dd5+ 70.Tf7 Ke6 71.Ta7 Kf6+ 0–1
Somit ergab sich also auch hier ein vier zu vier, und danach brauchte ich erst mal ein Bier – wie martin Bauer sicherlich bezeugen kann!
So long, meine Freunde, das wars für heut von Käptn Gerry (Äitsch).
Hier noch einige Bilder von den Kämpfen!