Liebe Schachfreunde,
wie angekündigt fand am letzten Wochenende die Doppelrunde der Bundesliga Ost mit Zugzwang als Ausrichter statt. Da wir starke Mannschaften zu Gast hatten, war von Anfang an klar, dass es sehr harte Kämpfe werden würden – und genau so kam es auch!
Am Samstag gegen Bindlach wurden gleich fünf Partien entschieden - und zwar musste der Autor dieses Berichts in einem Turmendspiel völlig ermüdet nach 75 Zügen die Waffen strecken, und auch Markus Lammers beugte sich zähem Widerstand seinem Gegner Gavin Wall in einem verlorenen Endspiel. Im Gegenzug gewannen auf unserer Seite Stefan Kindermann eine lange Zeit sehr unklare Partie, aber vor allem an den beiden letzten Brettern liefen wir zu Hochform auf, denn sowohl Christoph Eichler konnte sein Endspiel gegen Havlikova gewinnen als auch Falk seine Weißpartie gegen Wetscherek. Endergebnis 4,5 zu 3,5 für uns! Wenn man ehrlich ist, dann hätte dieser Kampf auch 4:4 ausgehen können, denn an Brett 7 stand ein von Bindlach abgelehntes Remisangebot zu Buche, und wie gesagt unser GM Stefan hatte eine Stellung auf dem Brett, in der er sich in gewissen Momenten wohl auch gerne friedlich getrennt hätte.
Besonders dramatisch verlief aber der Wettkampf am Sonntag gegen Nickelhütte Aue – ein Team, das ja traditionell zu den härtesten Gegnern in der Liga gehört! In diesem Match wurden gleich sechs Partien entschieden, und nur an Brett 7 einigte man sich schnell auf Remis. Fast alle Partien boten sehr spannende Momente. So verlor GM Kindermann ein Damenendspiel, das wahrscheinlich von weit über 90 Prozent der Experten als totremis bewertet werden würde – und tatsächlich war es das bis zum 60. Zug auch. Dafür gewann GM Bromberger an Brett 1 in einem spannungsgeladenen Spanier ziemlich überzeugend, und durfte sich wieder einmal einen 2600er-Skalp an den Gürtel nähen (nämlich den des ungarischen GM Papp). An Brett vier aber kam Robert Zysk schon im Mittelspiel gegen GM Slobodjan unter die Räder, und auch wenn er das Endspiel noch sehr erfindungsreich vortrug, reichte es nicht mehr zur Punkteteilung. Am achten Brett bei Falk sah es lange Zeit sehr unklar aus, doch dann wendete sich das Blatt, und er konnte einen schönen Schwarzsieg gegen Käptn Cliff Wichmann einfahren. Die mit Abstand längste (6,5 Stunden!) und nervenaufreibendste Parte bestritt Erasmus Gerigk gegen Eichner, der im Mittelspiel Vorteil erzielte, doch dann opferte sein Gegenüber Material, und auf einmal stand der weiße König recht offen. Zwar gab Erasmus nie ganz den Vorteil aus der Hand, machte aber auch nie den Sack ganz zu. Und so kam es tatsächlich zu der Materialverteilung Springer und Läufer gegen den nackten König (na ja ein Leiberl hatte er schon noch an), das zwar theoretisch gewonnen ist, aber das muss man eben auch am Brett demonstrieren können. Endspielkenner erinnern sich hier an das berühmte W-Manöver des Springers, um den König von der falschen in die richtige Ecke zu treiben, und mit einigem Hängen und Würgen gelang dies auch.
Eine Partie, die ziemlich früh endete, habe ich hier übersprungen, denn es war meine eigene gegen GM Meijers, deren Schlussphase ich mit Diagramm kurz vorführen möchte.
Weiß am Zug steht schon seit einer Weile klar besser, um nicht zu sagen, auf Gewinn, doch wie soll er hier fortsetzen – mit dem simplen Dxe4 oder vielleicht doch mit f6? Ich entschied mich nach relativ kurzem Nachdenken für 1.f6!, denn danach sah ich keine Verteidigung mehr für Schwarz. Es folgte 1...Sxf6. Nach dem alternativen 1...Df7 spielt Weiß natürlich sofort 2.Td7!, wonach der f-Bauer tödlich ist. 2.gxf6 Dxe6 3.f7+ Kf8
Hat Schwarz doch noch eine solide Verteidigung auf die Reihe gebracht? Der f-Bauer ist zwar gefährlich, aber blockiert, und auf 4.Dc7 folgt De7. Doch Weiß hat noch einen giftigen Pfeil im Köcher. 4.Dh4! mit der Doppeldrohung Td8+ und Dxh7. Gegen beide Drohungen kann sich Schwarz nicht verteidigen, und die Partie ist daher entschieden. Es folgte noch 4...Dc8!? 5.Dxh7 Dg4+ 6.Kh1 Ke7 und nun machte einfach 7.Td4 den Sack zu, aber alternativ gewann wohl auch 7.h3 oder sogar 7.Dg8.
Endergebnis 5 zu 3 für uns!
Den ersten Platz in der Tabelle belegt unangefochten Aufsteiger SK Göggingen, sodass Zugwang diese Saison nicht in Aufstiegsgefahr kommen dürfte. Die Tabelle findet sich wie gewohnt unter: http://statistik.godesbergersk.de/statistik.pl?liga=1516_2blo&action=stat&id=0
Abschließend möchte ich noch den fleißigen Helfern danken, die an der Organisation des Wochenendes mitgewirkt haben, denn so ein Heimkampf ist immer viel Arbeit!
Käptn Gerry
Hier noch einige Bilder vom Samstag (Fotos von Gerd)!
Hier noch einige Bilder vom Sonntag kurz vor Start!