Rubrik - Spielerkommentare R10

: Geschrieben von: bk; Veröffentlicht: 26. März 2017

FM Dr. Falk Hoffmeyer kommentiert seine Gewinnpartie gegen Frank Zeller aus der

Runde 10 der Schachbundesliga: Zugzwang - Schwäbisch Hall. LogoBL

[Event "Bundesliga 1617"] 
	[Site "Germany"] 
	[Date "2017.03.19"] 
	[Round "10"] 
	[White "Zeller, Frank"] 
	[Black "Hoffmeyer, Falk"] 
	[Result "0-1"] 
	[ECO "B19"] 
	[WhiteElo "2397"] 
	[BlackElo "2354"] 
	[Annotator "Hoffmeyer, Falk"] 
	[PlyCount "64"] 
	[EventDate "2017.03.19"] 
	[EventType "tourn ()"] 
	[EventRounds "15"] 
	[EventCountry "GER"] 
	[SourceDate "2017.03.19"] 
	[WhiteTeam "Schwaebisch Hall"] 
	[BlackTeam "Muenchen Zugzwang"] 
	[WhiteTeamCountry "GER"] 
	[BlackTeamCountry "GER"]

1. e4 c6 2. d4 d5 {Zum vierten Mal in dieser Saison Caro-Kann. Die 
	Vorstoßvariante (3. e5) gilt für Weiß wohl derzeit am aussichtsreichsten 
	(so spielte IM Sprenger von den SF Berlin und die Eröffnung lief aus meiner 
	Sicht nicht so gut ...); aber auch 3. Sc3 ist natürlich weiterhin spielbar.} 
	3. Nc3 dxe4 4. Nxe4 Bf5 5. Ng3 Bg6 6. h4 h6 7. Nf3 Nd7 {Nach wie vor alles 
	Theorie. 7. ...Sf6 oder e6 sind auch möglich und recht populär, aber Sd7 
	wurde bisher mit Abstand am häufigsten gespielt (um Se5 zu verhindern).} 8. h5 
	Bh7 9. Bd3 Bxd3 10. Qxd3 e6 11. Bf4 {Die alte Hauptvariante, die mittlerweile 
	etwas an Beliebtheit eingebüßt hat und insoweit von 11. Ld2 abgelöst 
	wurde (dies spielte GM Handke von Solingen).} Qa5+ 12. Bd2 Bb4 13. c3 Be7 14. 
	c4 Qc7 {Weiterhin keine Überraschung. Normal wäre nun 0-0-0 oder ggf. auch 
	das ruhigere 0-0. Mein Gegner hatte aber offensichtlich kein Theorieduell im 
	Sinn.} 15. Kf1 {Dieser Zug war für mich neu; auch in meiner Datenbank 
	konnte ich ihn nicht finden. Die Idee ist ein schnelles Te1 mit Druck auf der 
	e-Linie. Der andere Turm bleibt über die h-Linie auf dem Königsflügel 
	einsetzbar und der König steht erst einmal relativ sicher.} Ngf6 16. Re1 O-O 
	17. Rh4 (17. Nf5 exf5 18. Rxe7 {sieht etwas übereilt aus, da Th1 nicht 
	mitspielt. Allerdings ist auf das ins Auge springende 18 ... Se4 19. Sh4 sehr 
	unangenehm. Besser dürfte 18 ...} Qd8 19. Re2 Ne4 {mit spielbarer schwarzer 
	Stellung sein, da nach 20. Sh4 nunmehr Sdc5 sehr gut aussieht.}) 17... Rad8 { 
	Die schwarze Idee ist c5, um das weiße Zentrum anzugreifen und den weißen 
	Raumvorteil zu neutralisieren. Kommt Schwarz ohne Probleme zu c5, gilt die 
	Stellung grundsätzlich als ausgeglichen. Sofort c5 scheitert allerdings wegen 
	der Fesselung auf der e-Linie an d5. Zudem ist Sf5 immer zu beachten, solange 
	der Le7 ungedeckt ist. 17. ... Tfe8 wäre auch eine Option gewesen. Mit Blick 
	auf Dd3 sieht Td8 allerdings aktiver aus.} 18. Qc2 (18. Nf5 exf5 19. Rxe7 Ne4 { 
	und der Turm auf e7 wirkt etwas verloren. Der Computer sieht Schwarz minimal 
	im Vorteil:} 20. Rhxe4 fxe4 21. Qxe4 Nf6 22. Rxc7 Nxe4 23. Bf4 Ng5 24. Nxg5 
	hxg5 25. Bxg5 f6 26. Be3 Rf7) 18... Rfe8 {Ld6 wäre auch möglich gewesen, um 
	nach Se4 ein Springerpaar zu tauschen und etwas Platz für die eigenen 
	Figuren zu haben. Tfe8 hält jedoch die Spannung zunächst aufrecht und macht 
	das Feld f8 frei  für den Springer oder Läufer.} 19. Ne5 { 
	Nunmehr gilt es allerdings, weiße Opferideen (Sf7, Lh6) im Blick zu haben.} 
	Bd6 ({Die Konsequenzen des Bauerngewinns auf e5 waren mir am Brett unklar:}  
	19... Nxe5 20. dxe5 Nd7 21. Rg4 Nxe5 22. Bf4 Bd6 23. Rxg7+ Kxg7 24. c5 { 
	Der Computer sieht nach} Qa5 25. cxd6 Qb5+ 26. Re2 Nd7 {in bewährter Weise 0. 
	00 als angemessene Stellungsbewertung an.  Abstand hatte ich von der ganzen 
	Variante zudem genommen, weil ich auf 21. ... Sxe5 22. Txe5 nebst Lc3 befü 
	4rchtete; übersehen hatte ich allerdings den Zwischenzug 22. ... Txd2.}) ( 
	19... c5 {ist auch spielbar; allerdings wollte ich mir nicht anschauen, wo 
	mein Gegner opfert:} 20. Nxf7 (20. Bxh6 Nxe5 21. dxe5 gxh6 22. exf6 Bxf6 {-0.23 
	}) 20... Kxf7 21. Qg6+ Kg8 22. Bxh6 Bf8 {0.00 :)}) 20. Bc3 ({ 
	Mit Ld6 wurden beide Opfer entschärft. Auf} 20. Nxf7 Kxf7 21. Qg6+ Kg8 22. 
	Bxh6 {gewinnt Sf8 und auf 20. Lxh6 wollte ich einfach zweimal auf e5 nehmen 
	(Sxe5 und nach dxe5 mit dem Läufer).}) 20... c5 {Geschafft. Allerdings war 
	ich mir an dieser Stelle bei der Beurteilung der Stellung nicht ganz sicher; 
	ich fürchtete, dass nach einem Tausch auf d4 Weiß die d-Linie mit zwei Tü 
	4rmen und ggf. Dame besetzen könnte, der Lc3 unangenehm auf f6/g7 zielt und 
	Weiß seine Bauernmehrheit am Damenflügel in Bewegung setzen kann.} 21. Nxd7 
	Rxd7 {Stärker wäre Sxd7 gewesen, da nach 22. Se4 einfach Le7 nebst cxd4, e5 
	und f5 folgt. Dass ich diese nicht so fernliegende Fortsetzung (insb. e5 und 
	f5) nicht sah, dürfte meinem eher auf Sicherheit des Königsflügels 
	gerichteten Fokus geschuldet gewesen sein.} 22. Ne4 Nxe4 23. Rhxe4 Bf8 { 
	Auch hier wieder leider der passive, weil vermeintlich sichere Zug. Der 
	Läuferrückzug stellt die Drohung Dh2 auf. Statt aber vorsorglich g7 zu ü 
	4berdecken und den Läufer weiterer Möglichkeiten zu berauben, wäre Le7 
	deutlich aktiver gewesen.} 24. d5 (24. Kg1 cxd4 25. Bxd4 { 
	oder 25. Txd4 Txd4 26. Lxd4} Qa5 {nebst Doppelangriff auf a2 und h5.}) 24... 
	Qh2 25. g4 $2 {Deckt zwar h5, öffnet aber weit die weiße Königsstellung.} ( 
	25. f3 Qxh5 26. dxe6 fxe6 27. Rg4 {bewertet der Computer 0.00.}) 25... Red8 { 
	Geht aus der Fesselung und droht Bauerngewinn auf d5.} 26. dxe6 {Der Bauernverl 
	ust auf d5 wäre jedoch aus weißer Sicht das geringere Übel gewesen; nunmehr 
	öffnet sich für Schwarz die f-Linie.} fxe6 27. R4e3 Be7 $2 {Schade. Ich ü 
	4berlegte an Tf7, sah jedoch keine richtig überzeugende Fortsetzung nach} ( 
	27... Rf7 28. Be5 Qh1+ 29. Ke2 Qg2 30. Bg3 {Der Computer verdoppelt einfach 
	die Türme auf der d-Linie (Tfd7) und aktiviert anschließend den Läufer 
	(Le7); die weiße Stellung hätte recht perspektivlos gewirkt. Auch 30. ... 
	Td4 nebst Gewinn des g4 sieht überzeugend aus.  Stattdessen beschloss ich, 
	sofort den Läufer zu aktivieren, zumal Lf6 ein Eindringen des Turmes auf d2 
	droht.}) 28. Qe4 {Nun steht die weiße Dame auf e4 jedoch optimal; sie deckt 
	h1 und droht ggf., auf e6 mit Schach zu nehmen. Auf Lh4 deckt Tf3 das Feld f2.} 
	Bh4 29. Rf3 (29. Qg2 Qf4 30. Re4 Qf7 31. Be5 Rf8 {0.00 Da mein Gegner 
	allerdings in beträchtlicher Zeitnot war, wäre diese Stellung sicherlich 
	leichter für mich zu spielen gewesen}) (29. Qxe6+ Rf7 $19) 29... Bg5 { 
	Verhindert Dxe6+ nebst Dxh6 matt und stellt eine Gegendrohung auf, die mein 
	Gegner in Zeitnot übersah.} 30. Qxe6+ $6 (30. Rg3 Bh4 $11) 30... Kh8 31. Qe5 
	$4 (31. Rg3 Rf8 32. Rg2 Qh1+ 33. Rg1 Qh4 34. Rg2 Rdf7 35. Re2 Bf6 {wird vom Com 
	puter mit minimalem schwarzem Vorteil bewertet und lässt sich am Brett 
	sicherlich einfacher für Schwarz spielen.}) 31... Qh1+ 32. Ke2 Rd2+ 0-1

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