Faites vos jeux - sagte der Croupier, als er heute in der Schachakademie, ein letztes Mal die Kugel in die Rouletteschüssel einwarf. Auf der einen Seite des Tisches saß Martin Spieß auf der anderen Seite Bernhard Gerstner. Beide Spieler waren so gebannt, dass sie Raum und Zeit um sich herum vergaßen, und wie gespannt auf die Roulettekugel starrten, die ihre Runden in der Schüssel drehte, und immer langsamer wurde. Als sie endlich auf einer Zahl zum Stehen kam, war es nicht erwartet, die 0, sondern die 1 - und zwar die 1 für Bernhard. Oder um es etwas weniger blumig auszudrücken, Bernhard gewann völlig überraschend eine verlorene Stellung gegen seinen ehemaligen Vereinskameraden, und zwar auf Zeit, nachdem entweder er seinen Gegner oder dieser sich selbst hypnotosiert hatte. Dieses Wunder rettete unseren Mannschaftskampf in der Endabrechnung zu einem nicht mehr erhofften 4,5-Sieg. Doch der Reihe nach.
Der Kampf begann schon ungewöhnlich, als die Ingolstädter uns mit der Ankündigung überraschten, dass sie Brett 2 frei lassen würden, und uns somit einen kampflosen Sieg schenkten. Dies sollte allerdings die einzige gute Nachricht der nächsten Stunden bleiben. Das sich anschließende frühe Schwarzremis von Uli ging zwar noch in Ordnung, aber dann geriet der Kampf aus Sicht von Zugzwang an immer mehr Brettern in Schieflage. Irgendwann standen wir an allen Brettern mehr oder weniger schlecht, und taxierten beim Rauchen vor den Toren der Akademie den Ausgang auf 3 zu 5 gegen uns. Nachdem Stefan sich am Spitzenbrett mit Schwarz ins Remis gefügt hatte, und Felix in extremer Zeitnot (59 Sekunden für 15 Züge!) den Punkt abgegeben hatte, stand es zwar unentscheiden mit 2 zu 2. Normalerweise hätte man bei einem Gleichstand noch hoffen können, doch egal an welches Brett man sich wendete, man fand nichts Gutes. Der Käptn hatte den Kampf also schon innerlich abgeschrieben, als ihn in kurzer Folge die Nachricht ereilte, dass Roman noch einen (sehr wichtigen!) Sieg erzielt hatte, aber auch das hätte eigentlich nicht mehr zur Rettung ausgereicht. Doch dann passierte eben das oben beschriebene Wunder der Hypnose. Auf einmal stand es also 4 zu 2 für uns, uns wir konnten es leicht verschmerzen, dass Mauro seine Partie aufgab. Nun musste also die Partie von Daniel an Brett 4 die Entscheidung bringen. Auch hier stand ein schlechteres Turmendspiel auf dem Brett, das allerdings noch haltbar war - getreu nach dem Motto 'alle Turmendspiele sind Remis'. Und so kam es auch, woran ich allerdings bei 3 gegen 2 am Königsflügel keine Sekunde zweifelte.
Nach diesem Match, das der Mannschaftsführer aber auch alle Spieler am liebsten wo schnell wie möglich vergessen würden, sieht es nun an der Tabelllenspitze wie folgt aus:
Nach diesem Match, das der Mannschaftsführer aber auch alle Spieler am liebsten wo schnell wie möglich vergessen würden, sieht es nun an der Tabelllenspitze wie folgt aus:
1. | München MSA Zugzw 1 | ** | 4 1/2 | 4 1/2 | 6 1/2 | 6 - 0 | 15,5 - 8,5 | ||||||
2. | Haunstetten 1 | ** | 4 1/2 | 4 | 6 | 5 - 1 | 14,5 - 9,5 | ||||||
3. | München Tarrasch 2 | ** | 4 | 4 1/2 | 5 | 5 - 1 | 13,5 - 10,5 |
Somit steht uns in der nächsten Runde ein hartes Match gegen die Haunstettener voraus, wobei dieses glücklicherweise erneute als Heimspiel ausgetragen wird, und zwar zwei Tage nach unserer Weihnachstfeier. Hoffen wir, dass wir dann wir zu unserer alten Stärke zurückfinden!