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Schon die Anfahrt von München nach Leipzig gestaltete sich schwieriger als gedacht. Der gebuchte Zug fiel aus und wir nahmen daher einen Zug früher, um schließlich am Freitag gegen halb Acht in Leipzig anzukommen. Sagte ich wir? Nein, nur ein kleiner Teil der Mannschaft, denn zwei Matadoren reisten aus Wien an, und kamen verspätungsbedingt erst zwei Stunden später nach. Ein weiterer reiste uns von München nach und ein dritter kam sogar erst am Samstag nach. Der Käptn dachte sich schon: es ist einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten als eine Mannschaft komplett zu versammeln.... Zudem musste sich diese Mannschaft erst einmal zu acht finden, was aufgrund eher kurzfristiger Absagen auch nicht ganz einfach war, aber schließlich wurde auch dieses Dilemma am Donnerstag vor der Runde gelöst.

 

Wie auch immer - als ich am Samstag vor der Runde mit Erasmus in der Leipziger Innenstadt spazieren ging, und wir vor dem legendären "Auerbachs Keller" standen, wandte sich ein auffällig gekleideter Herr an uns, und raunte verschwörerisch: wenn ihr uns eure Seele verkauft, dann werdet ihr nach diesem Wochenende auf Platz 1 der Bundesliga-Tabelle stehen! Gesagt getan, das Oper erschien uns nicht allzu groß, denn es konnte es sich ja wohl nur um einen Scherz handeln, und wer würde nicht seine Seele für einen Schacherfolg veräußern?

 

Hier die beiden Herren im Bild, die offensichtlich auf uns gewartet hatten. Wir liefen ihnen direkt in die Arme.

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Gespielt wurden die beiden Runden im Red Bull Stadion, einem Vorbau mit sozialistischem Charme. Hier ein Blick bei Nacht auf das Turnierlokal:

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Im Spielsaal selbst sah es dann schöner aus, wobei einige Spieler aufgrund der Temperaturen mit Jacke unterwegs waren. Die Heizungsvorschriften des Deutschen Schachbunds (20 bis 23 Grad) waren ja zuvor angesichts der vermuteten Energiekrise außer Kraft gesetzt worden.

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Am Samstag traten wir gegen die SG Leipzig an, die auf dem letzten Tabellenplatz lag. Jedoch lehrt eine alte Erfahrung, dass man gegen Mannschaften auf dem Osten Deutschlands auch bei nomineller Überlegenheit nie leichtsinnig sein darf, und so nahmen wir alle Kräfte zusammen, und gewannen das Match relativ ungefährdet mit 5:3, wobei der Käptn den ersten Sieg beisteuerte.

SG Leipzig     3 -  5 MSA Zugzwang  
1   2227 GER Leonard Richter   0 : 1   David Shengelia AUT 2493 GM 3
2 FM 2329 GER Alex Dac-Vuong Nguyen   ½ : ½   Valentin Baidetskyi UKR 2464 IM 4
3 FM 2342 GER Christoph Natsidis   0 : 1   Gerald Hertneck GER 2468 GM 6
4   2199 GER Till Heistermann   0 : 1   Robert Zysk GER 2399 IM 7
5 FM 2284 GER Rainer Rösemann   0 : 1   Frank Zeller GER 2357 IM 8
6   2217 GER Prof. Dr. Stefan Kalkhof   ½ : ½   Dr. Falk Hoffmeyer GER 2330 FM 10
7   2111 GER Laurin Haufe   1 : 0   Erasmus Gerigk GER 2337 FM 11
8 FM 2245 GER Stephan Rausch   1 : 0   Edwin Heydari GER 1742   21

Wie man sieht, blieb vor allem unsere Mittelachse sehr erfolgreich. Es war aber auch kein Wunder, denn der Eloschnitt der Leipziger war doch deutlich niedriger als unserer. Schade war nur, dass wir hinten etwas einbrachen.

Am Sonntag stand dann das Match gegen Erzgebirge Aue auf der Tagesordnung, ein Team, das man beinahe als unseren Angstgegner bezeichnen könnte. Über uns schwebte noch dazu das Menetekel, dass wir erst im Vorjahr hoch gegen die Auer verloren hatten, und zwar genau genommen 1,5 zu 6.5 im Heimspiel. Auch diesmal hielt sich unser Optimismus in Grenzen, denn an den Spitzenbrettern boten die Auer zwei ungarische Großmeister auf, und hinten waren wir ersatzgeschwächt. Doch manchmal kommt es anders als man denkt: schon nach gut 3 Stunden, hatten IM Zysk, IM Baidetskyi und GM Shengelia etwas überraschend ihre Partien gewonnen, was den Käptn zu folgendem Siegerphoto bewog:

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Da konnte dann natürlich auch in Summe nichts mehr schief gehen, und wir obsiegten erneut 5 zu 3!

MSA Zugzwang     5 - Nickelhütte Aue  
3 GM 2493 AUT David Shengelia   1 : 0   Gergely Antal HUN 2560 GM 2
4 IM 2464 UKR Valentin Baidetskyi   1 : 0   Laszlo Gonda HUN 2498 GM 3
6 GM 2468 GER Gerald Hertneck   ½ : ½   Roman Slobodjan GER 2448 GM 5
7 IM 2399 GER Robert Zysk   1 : 0   Sebastian Eichner GER 2316 FM 7
8 IM 2357 GER Frank Zeller   ½ : ½   Hannes Langrock GER 2357 IM 8
10 FM 2330 GER Dr. Falk Hoffmeyer   ½ : ½   Gunter Spieß GER 2362 IM 9
11 FM 2337 GER Erasmus Gerigk   ½ : ½   Cliff Wichmann GER 2307 IM 10
21   1742 GER Edwin Heydari   0 : 1   Jakub Pulpan CZE 2422 IM 11

Dieses Match wurde eindeutig an den ersten vier Brettern gewonnen, was für uns ziemlich überraschend kam, denn so hoch war der Elo-Unterschied dort nicht.

Als wir am Leipziger Hauptbahnhof waren, um den Zug zurück nach München zu nehmen, überschlugen sich dann die Ereignisse. Natürlich hatte der Zug wieder eine obligatorische Verspätung und vor allem fiel ein Zugteil aus, und zwar gerade der, wo wir unsere Reservierung gebucht hatten...

Aber nein, tatsächlich ging es um die Ergebnisse der Konkurrenz an den anderen Spielorten. Hätte der SK Göggingen ebenfalls beide Runden gewonnen, wäre er aufgrund der besseren Brettpunkte immer noch vor uns gewesen. Doch erst verlor Göggingen am Samstag gegen Bavaria Regensburg und dann auch noch am Sonntag gegen den SKA Passau. Ein Ergebnis von 0 aus 4 hatten die Gögginger an dem Wochenende sicher nicht erwartet!

 

Analysiert man die folgende Tabelle auf die Aufstiegschancen in die erste Bundesliga, so liegen eigentlich noch vier Mannschaften voll im Rennen:

- Der SK Passau und Bavaria Regensburg, die noch vier Runden spielen, und das zumeist gegen die hintere Tabellenhälfte. Hier können noch fleißig Punkte gesammelt werden.
- Der SK Göggingen, wenn er die verbleibenden drei Runden gewinnt und Zugzwang mindestens ein Match verliert. Allerdings müssten dann auch Regensburg und Passau sehr schlecht punkten, sodass diese Variante eher unwahrscheinlich ist.
- und natürlich die glorreichen Musketiere von Zugzwang, wobei die Entscheidung in der direkten Begegnung am 18. und 19.03. mit Passau und Regensburg fallen dürfte.

 

Für Spannung bleibt hier auf jeden Fall bis zuletzt gesorgt!

 Mannschaft12345678910SpMPBPBW
1. MSA Zugzwang  +    4   4   4 5 5 6 9 28½ 127½
2. SC Bavaria Regensburg 1881    +  6       5 8 22 103
3. SK Göggingen 4  +  3   6     6 7 29½ 133½
4. SK Passau   5  +    4   5   5 7 22 103
5. SC Garching 4 2    +      6 5 23 110½
6. FC Bayern München II     2    +  2 4 6 5 21½   82
7. Erfurter SK 4   4    +    6   5 4 21 104
8. Nickelhütte Aue 3     6    +    5 4 19½   89
9. SC NT Nürnberg   3   4 2    +    5 3 16   72½
10. SG Leipzig 3   ½        +  5 2 13   47

 

Die nächste Runde ist am Sonntag den 26. Februar gegen den FC Bayern 2 in der Münchener Schachakademie angesetzt.

Zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis: gesponsert wird unsere erste Mannschaft seit vielen Jahren von Immobilien Krulich, und all unsere Erfolge wären ohne diese wertvolle Unterstützung nicht möglich.

Gerald Hertneck
Schachgroßmeister

 Und noch ein Kommentar von Spieler IM Robert Z. zu G.H.'s Ausführungen :

 

"Liebe Vereinskollegen,
 
vielen Dank an unseren bildungsbeflissenen Käpt´n für seinen Einsatz, diesen Sack Flöhe zu hüten, für sein gutes Spiel und für seinen launigen Spielbericht!
 
Um Protesten unserer Gegner vorzubeugen: da war kein Cheating und kein Deal im Spiel, Gott sei Dank, einfach nur ein bisschen Kampfkraft und Glück, was uns beides im letzten Jahr gegen Nickelhütte Aue gefehlt hat,..
 
Gerry hat in seiner geistreich, ironischen Art noch eine wichtige Frage aufgeworfen, die ich wenig geistreich, aber klar beantworten will: ein Erfolg (zum Beispiel im Schach) macht (nur) dann Freude, wenn er durch eigene Anstrengung ehrlich und fair errungen wird. Ein bisschen Glück und ein toller Sponsor im Hintergrund (auch meinerseits vielen Dank an Roman!) sind natürlich "erlaubt".  
 
Mit so etwas im Rücken steht man sich auch gerne im überfüllten, verspäteten Zug auf der Rückfahrt ein paar Stunden die Beine in den Bauch oder schlägt sich die halbe Nacht um die Ohren wie unsere "Wiener" David und Valentin, die von der Bahn bei der Heimreise noch ein zweites Mal auf dem falschen Fuß erwischt wurden...
 
Das war meine kleine Ergänzung zu Gerrys Bericht. Schauen wir mal, wie es am Ende der Saison aussieht...
 
Fürs Erste viel Spaß und Freude (auch) am Schach!
 
Robert"

 

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