Es ist eine unselige Tradition, dass nach verlorenen Mannschaftskämpfen das Schweigen im Walde herrscht, während nach siegreichen ein Bericht viel leichter aus der Feder fließt.

Trotz Heulen und Zähneknirschen sei also hier kurz vermeldet, was sich am Sonntag in der Schachakademie zutrug.

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Kurios war schon einmal, dass beide Teams nur zu siebt antraten. Statt aber nun die beiden “Strohmänner” in der Aufstellung gegeneinander antreten zu lassen, so dass ein jeder der Anwesenden eine Partie hätte spielen können, mussten die Mannschaften ein unterschiedliches Brett freilassen, denn bei einem 0-0 an einem Brett könnte es passieren, dass beide Mannschaften den Mannschaftskampf verlieren! In der Spielordnung ist nämlich festgelegt, dass für einen Sieg 4,5 Punkte notwendig sind und für ein Unentschieden 4 Punkte. Bei einem Endstand von beispielsweise 3,5 zu 3,5 würde das bedeuten, dass beide Mannschaften 0 Mannschaftspunkte erhalten. Das ist nun nicht gerade eine attraktive Aussicht. Über diese Feinheiten des Reglements wurde ich später von Schiedsrichter-Ass Markus aufgeklärt.

So kam es also, dass Falk an Brett eins einen Kaffee trinken und ein wenig die anderen Bretter beobachten durfte und alsbald den Sonntag anderweitig nutzen konnte.

An Brett 2 spielte Felix gegen Duong eine an sich harmlose Variante, in der sein Gegner aber nach einigen Theoriezügen, die er schnell aufs Brett stellte, plötzlich nicht mehr den Weg zum Ausgleich fand.

Stellung1

Stellung nach 16. Tae1

Hier ist die Stellung zwar noch ausgeglichen, doch es ist schwierig für Schwarz einen Zug zu machen. Am besten wäre hier abwarten und Tee trinken, etwa mit 16. … Kg7. Schwarz entschied sich jedoch für den “aktiven” Zug 16. … Se5?, wonach Weiß deutlichen Vorteil erhält. Nach 17. Sc3! (ebenfalls stark war 17. Dxb7!) ist der Springer e5 in einer tödlichen Fesselung gefangen. Mein Gegner probierte 17. … Db4?! und hier hätte ich den Sack zu machen müssen – wie?

Stellung2

Brychcy – Duong, Stellung nach 17. … Db4
Wie gewinnt Weiß?

Leider rechnete ich hier nicht genau, und mit wenigen Sekunden auf der Uhr spielte ich den Panikzug 18. a3? und musste wenige Züge später nach einem weiteren Fehler die Waffen strecken.

An Brett 3 fehlte leider unser Spieler Jörg, der kurzfristig erkrankt war.

An Brett 8 gewann Neuzugang Florian gegen Alexander Rempel im Mittelspiel eine Figur und kurz vor dem vierzigsten Zug gab sein Gegner die Partie auf.

An Brett 5 hatte Kadir seinen Gegner im Mittelspiel überspielt und zwei Bauern gewonnen, nachdem dieser in der Eröffnung Vorteil hätte erlangen können. Leider spielte Kadir das technisch gewonnene Endspiel zu unvorsichtig und ließ Gegenspiel zu, und sein Gegner konnte sich in ein Dauerschach retten.

Stellung3

Balic – Özden, Stellung nach 6. …d6?

Der harmlos aussehende Zug … d6 stellt eine ernste Ungenauigkeit dar. Wie hätte Weiß reagieren sollen?

Jason hatte an Brett 6 nach wenigen Zügen in einer Art abgelehntem Wolga-Gambit einen Gewinn ausgelassen, stand aber danach immer noch gut. Später unterlief ihm im Bemühen, die Aktivierung des gegnerischen Springers über b5 zu verhindern, ein Fehler, der den b-Bauern schwächte, was der Gegner gekonnt ausnutzte. Die Stellung konnte das Eindringen der schwarzen Figuren am Damenflügel nicht verkraften.

Stellung3

Brozio – Beesk, Stellung nach 18. ...Sc7
Hier spielte Jason 19. a4?, um Sb5 zu verhindern, doch die Medizin erwies sich als schlimmer als die Krankheit… wie erlangte Schwarz Vorteil?

In Metes Partie an Brett 7 hatte sein Gegner aus der Eröffnung einen bequemen Vorteil erhalten, den er allerdings nach einer ungenauen Fortsetzung wieder einbüßte. In der Folge erhielt Mete sogar einen Mehrbauern, den die aktiven weißen Figuren jedoch kompensierten. Es kam schließlich zu einer Abwicklung in ein für Mete schwieriges Endspiel, in dem sich der weiße Vorteil allmählich bis zum Sieg verdichtete.

Hubert konnte seinen Gegner mit Weiß früh unter Druck setzen und ihn dazu bewegen, einen Bauern zu geben. Die Kompensation schien eher zweifelhaft, da die schwarzen Figuren fast alle auf der Grundreihe versammelt waren. Hubert investierte aber viel Bedenkzeit und sein Gegner fand Wege, Gegenspiel zu generieren. Im 23. Zug ließ Hubert unter Druck leider seine Zeit ablaufen.

Jedenfalls steht am Ende ein unerfreuliches wenn auch hochverdientes 2,5:5,5 zu Buche und der vorletzte Tabellenplatz. Zu den vielen Krisen der Welt gesellt sich nun also auch die Krise der zweiten Mannschaft, welche sich im neuen Jahr mit frischem Schwung am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen muss!

Antworten:

Brychcy – Duong: nach 19. Txe5 hatte sich mein Gegner auf den Gegenangriff gegen d4 mittels 19. … Le6 verlassen, doch es ist ein Bluff! 20. Sxe6! Txd5 21. Sxd5! +-

Özden – Balic: der Zug ...d6 schwächt die weißen Felder, und Weiß sollte sofort den Finger in die Wunde legen. Der stärkste Zug ist 7. d5! Ein paar Beispielvarianten: nach 7. … exd5 8. cxd5 kann Weiß Sd4 oder Sg5 folgen lassen, auch Lh3 ist unangenehm. Die schwarze Stellung gleicht einem Schweizer Käse. Oder 7. … e5 8.Sg5! Lc8 9. Lh3! Le7 10.Se6 Lxe6 11.dxe6 g6 12. e4 +-

Brozio – Beesk: mit 19. Se5! konnte Schwarz den Läufer c4 tauschen und danach entscheidend auf der b-Linie eindringen. Ein typisches Benoni/Wolga-Malheur!