Sportverein Weißblau-Allianz München e. V. SAbt. I
versus
MSA Zugzwang 82 e.V. II:
A burning ring of fire!
Eine Woche zuvor, nach dem grandiosen 7,5 – 0,5 in Solln, erfreute sich Kapitän Garbotz an dem hohen Sieg unter Verweis darauf, dass nun im letzten Spiel der A2–Klasse ein 4 – 4 zum Aufstieg reichen würde. Selbst dann, falls Süd–Ost zeitgleich gegen Garching 8 – 0 gewinnen würde.
Wie wahr hatte Julian gesprochen! Wie wichtig sollten die Brettpunkte von Solln werden!
Nun aber in die Osterwaldstraße und wie sich die Ereignisse dort nach ca. zwei bis zweieinhalb Stunden darstellten: In drei Begegnungen stehen die MSA–Spieler aussichtsreich, an Brett 1 ist ein Remis nahe – und in den restlichen Partien spuken bereits jetzt Gespenster von „Akademikern“, die ihre Hoffnung und ihren Mut diesen Unfug von Stellung weiterzuspielen einzig darauf gründen, dass sie nichts mehr zu verlieren haben.
Brett 1 wird Remis. Arthur verliert. An 4 und 7 kippen uns die schönen Stellungen weg. Gashi verpasst den Gewinn und knetet nunmehr ein remisliches Endspiel. Tom und Julian sind mausetot.
Schlachtenbummler Uli Dirr wird später zugeben, dass er in diesem Moment auf ein 2 – 6 getippt hat.
Ich möchte pars pro toto auf zwei Partien eingehen, die Zeugnis davon ablegen, was an diesem Abend im Stadtteil Schwabing–Nord sich zutrug:
Brett 4: Martin Lerch trägt konzentriert kreatives Schach vor und erreicht eine aussichtsreiche Druckstellung am Damenflügel. Über den Damentausch wird noch zu sprechen sein – es gilt jedoch den Gesamtzusammenhang zu sehen: Danach ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der weiße Damenflügel zusammenbricht – das weiße Gegenspiel scheint mit dem Züglein h6 – welches dem Sf3 das Feld g5 nimmt – unterbunden. Schlagartig jedoch wird klar, dass der Sf3 nun über h4 und das geschwächte Feld g6 mit großer Wirkung in die schwarze Stellung eindringen wird. Entsetzt über das Übersehen lässt Martin die Chance aus, den Damenflügel abzugrasen und wird nach dieser letzten Ungenauigkeit von exakten Manövern im Zentrum rasch überrollt. Weiß hat in dieser Partie nichts gemacht außer nichts einzustellen und abzuwarten, wie der Schwarze sich selbst umbringt!
Formal ähnlich, aber viel krasser – und vom Ablauf aus MSA–Sicht genau umgekehrt – geschieht es an Brett 6: Julian kann mit Schwarz keinen rechten Plan entwickeln und läuft beständig dem Ausgleich hinterher. Weiß drückt, dringt ein – mit noch zwei Türmen und einem Läufer pro Seite auf dem Brett stehen die weißen Türme auf der achten Reihe und fesseln den Lc8 vor dem Tb8. An ein Entkommen ist nicht zu denken. Julian ist an Händen und Füßen gefesselt! Etwa bei Zug 25 fallen beide Spieler in Zeitnot: Schreiben nicht mehr mit, es wird gezockt, Julian erkennt den Hauch einer Chance die lange Diagonale zu räumen und sich mit Lb7+ zu befreien. Überflüssig zu sagen, dass der weiße König völlig ohne Not und nur um der Zeitkontrolle näher zu kommen freiwillig von g1 nach g2 gewandert war. Auch hatte Weiß beständig das Remis durch Dauerschach in der Hand. Ein Remis, welches den Wettkampf gewonnen hätte! Irgendwann fällt Julians Zeit – eine aufwendige Rekonstruktion zusammen mit dem sehr guten und regelkundigen Allianz–Schiedsrichter wird notwendig. Hier ergibt sich, dass es Julian tatsächlich – und zufällig! – gelungen ist, exakt seinen 40. Zug abzuschließen. Einmal kräftig durchschnaufen, dann geht die Partie weiter.
In der Zwischenzeit hatte sich Stefan ins Remis gerettet, Gashi erst einen Bauern und dann die Partie gewonnen und Tom Tibitanzl seine nicht mehr verteidigungsfähige Stellung verteidigt. Gerade will er Remis geben, weil er sieht, dass Günther Hopp verloren ist und glaubt, dass es Julian genauso geht, da hält ihn Uli Dirr zurück: Noch ist das Wunder möglich! Wir liegen „nur“ 2 – 4 zurück und Julian lebt wieder. Ob Remis oder Verlust – das ist jetzt in jeder der beiden Partien für sich gesehen gleich. Also: Spiel auf Gewinn. Irgendwie! Das lässt Tom sich nicht zweimal sagen und beginnt ohne Rücksicht auf gegnerische Freibauern ein Mattnetz zu knüpfen. Und sowas kann er.
Zwischenzeitlich hatte ich in Ermangelung anderer Verpflichtungen die Mannschaftsführung übernommen, meinen Frieden mit dem Allianz–Schiedsrichter gemacht – es ging zwischendurch reichlich hoch her, die Nerven lagen angesichts der Bedeutung des Wettkampfes bei manch einem blank – und nun trollte ich zu Oberkaninchen Julian und vermeldete eifrig: „Tom hat gewonnen.“ „Wie steht es jetzt?“ „3 – 4 für Allianz.“
Je nu: Julian ist keine Pflaume. Er wusste, was das bedeutet.
Sei ein guter Junge, Julian. Unterstütze mit allen Figuren den Freibauern, den du dir geschaffen hast. Kümmere dich nicht um das weiße Gegenspiel. Ob du remisierst oder verlierst spielt keine Rolle. Du musst gewinnen. Egal wie.
Um 00:16 Uhr Ortszeit war es vollbracht.
Und eine Einzelcharakteristik jedes Spielers erspare ich mir, weil das Geheimnis dieses Teams darin besteht, dass es eine Mannschaft ist: Da wird niemand kritisiert, wenn er eine, zwei oder sogar drei Partien wegstellt. Jeder baut jeden wieder auf und jeder halbe Punkt ist ein Erfolg. Und genau so haben wir die Mannschafts– und eben auch die am Ende so wichtigen Brettpunkte zusammengespielt. Erspielt. Erkämpft.
GOBLINS FOR EVER!
P. S.: Ein ausgesprochenes Lob gilt es noch zu verteilen: Nicht nur an den Schiedsrichter, an alle Allianz–Spieler, die dieses Unentschieden, das ihnen die Aufstiegschance geraubt hat, sportlich fair hinnahmen und uns gratuliert haben. Sie wussten sogar, dass wir bei Süd–Ost ähnlich unglücklich agiert hatten, wie die Allianz diesmal.