LL Süd R8: MSA Zugzwang II – TSV Haunstetten 2,5-5,5

Was bisher geschah...

Nachdem die Saison 2019/20 im März aufgrund der Covid-19 Pandemie kurzfristig aber nachhaltig unterbrochen wurde, enstchied die 1. Bundesliga im Juli und der DSB für die 2. Bundesligen Anfang August eine Verlängerung der Saison bis ins Frühjahr 2021. Für die bayerischen Ligen hatte der BSB Ende Juli eine Fortsetzung der Saison im September beschlossen und den Beginn der Saison 2020/21 für den 15. November angesetzt. Während letzteres nach der Rückmeldung vieler Vereine noch fraglich ist, fand zumindest die Fortsetzung der Saison am 13. September statt. Leider ohne Zuschauer (hatten wir jemals welche?!) dafür mit Hygienekonzept, Masken abseits des eigene Bretts und einem Abstand von 1,5m zwischen allen Tischen.

Nachdem Passau, MSC 2 und Freising ihre verbleibenden Wettkämpfe abgesagt haben, ergab sich für uns folgende Ausgangslage: Freising und Passau können nicht mehr ans uns vorbeiziehen, d.h. Platz 8 ist gesichert. Ob das zum Klassenerhalt reicht steht in den Sternen. Deshalb sollten aus den letzten beiden Mannschaftskämpfen noch mindestens zwei Mannschaftspunkte her.

 

MSA Zugzwang II – TSV Haunstetten

… und damit genug der Vorrede und direkt zum Kampfgeschehen: mit einigen Lücken an den vorderen Brettern (zum Glück wurde die 3-aus-den-ersten-8-Regel ausgesetzt...), aber dafür mit einem deutlich abgesenktem Altersschnitt (Dank Edwin, Kadir und Max ;)) ging es mit leichter Verzögerung los.

Stefan musste als erster die Segel streichen nachdem er sich im 8. Zug genötigt sah eine Königswanderung gen Zentrum anzutreten. Nach ähnlichem Eröffnungsverlauf stand übrigens schon ein 2700er mit ähnlich aktivem König da, wie folgender Stellungsvergleich zeigt:

 

Bild 1 Fehmer Huber

Fehmer-Huber (nach 8. … Kd6)

Bild 2 Nakamura Duda

Nakamura-Duda, 2019 Blitz (nach 12. … Kc6)

 

Edwin glich nach einer wilden Angriffspartie zum 1-1 aus. Sein Gegner hatte frühzeitig eine Figur für drei Bauern geopfert, um Edwins Angriff im Französischen Flügelgambit zu entschärfen. Der schwarze König fand aber nie den Weg aus dem Zentrum und Edwin konnte sich mit einer schönen Mattkombination belohnen. Glückwunsch zum ersten Sieg in der Landesliga!

 

Bild 3 Heydari Rampp

Heydari – Rampp (nach 26. … Se8)

Weiß am Zug, matt in 3 Zügen *)

 

Martin Erik verpasste an Brett 4 leider knapp den Sieg. Aus der Eröffnug heraus hatte er den schwarzen König eingesperrt und hätte hier nach 28. … Sxg5?? auf der schwarzen Felder eindringen können:

 

Bild 4 Lerch Wolf

Lerch – Wolf (nach 28. … Sxg5)

Weiß am Zug gewinnt **)

 

Nach der verpassten Chance tauschten sich einige Figuren und mit zwei Bauern weniger hieß es 1-2.

In einer über weite Strecken ausgeglichenen Stellung hätte Max nach einer gewagten Aktion seines Gegners die Chance gehabt, die Partie für sich zu entscheiden.

 

Bild 5 Bühner Weichlein

Bühner-Weichlein (nach 29. … Df1)

Wie rettet Weiß nach 30. Nxe5 Tc8 31. Nd7+ Kg7 den Springer? ***)

 

Mit 29. … Df1 hatte sich Schwarz hier darauf verlassen, dass die Mattdrohungen gegen den weißen König ausreichen. Es folgte 30. Nxe5 Tc8 (droht matt auf g1) 31. Nd7+ Kg7 32. Dg2 Db5! und der Springer geht wieder verloren. Der Computer ist gnadenloser und findet im 31. Zug eine Alternative, die uns auch in der Analyse entgagen ist. Aber Hand aufs Herz – wer denkt bei der Königsstellung nicht daran zunächst die gegenerische Dame zu vertreiben?

Nach vielen Damenschachs und einem schwarzen Königsmarsch zum Damenflügel musste Max mit dem Remis dann mehr als zufrieden sein, die Endstellung bot mit einem starken d-Freibauern noch einiges an Potential für den Gegner…

 

An Brett 3 ließ sich beobachten wie man eigentlich ausgeglichene Tschigorin-Endspiele eher nicht spielen sollte.

 

Bild 6 Schnelzer Tebelmann

Schnelzer – Tebelmann (nach 9.Kc2)

Mit 9. … Lf5?! nahm das Disaster seinen Lauf, denn dass Endspiel nach 10. e4 Sd4+ 11. Nxd4 f3! (ach, so einfach geht das…) 12. Lxd2 (sonst fällt c4 direkt) Lxd2 13. Le6 bietet vor allem eines: viel Leid, das 30 Züge später dann ein Ende fand: 1,5-3,5.

 

Kadir hatte nach einem Eröffnugsfehler, der einen Bauern kostete, gut wieder in die Partie gefunden. In einem Endspiel S+S vs. L+S mit je drei Bauern erwischte Kadir einen ungünstigen Übergang in ein Springerendspiel. Leider reichte es am Ende um ein Tempo nicht:

 

Bild 7 Bindl Özden

Bindl – Özden (nach 62. Ka8)

Kann Weiß am Zug gewinnen? Kann Schwarz am Zug Remis halten? ****)

 

Damit war der Mannschaftskampf beim Stand von 1,5-4,5 verloren, aber wir hatten noch zwei aussichtsreiche Partien am Laufen, um zumindest einige Brettpunkte einzusammeln.

Robert kam gut aus der Eröffnung und hatte nach dem Manöver Sb8-a6-b4-a2-c3 einem Springer mitten in der gegnerischen Stellung eingepflanzt, der sich wie folgt bezahlt machte:

 

Bild 8 Böttinger Heigermoser

Böttger – Heigermoser (nach 26. … Tfe8)

Weiß fliegt auf der e-Linie auseinander, denn 27.Kf2 Dxe3! 28.Dxe3 Txe3 29.Kxe3 Te8+ 30.Kf2 Txe2+ 31.Kg1 Lxd3 sieht sehr traurig aus und nach der Partiefortsetzung 27.Lf2 Dxe2 28.Tfd1 beendet der schwarze Springer seine Karriere auf d1, 28. … Nxd1 29.Txd1 Dxd2 30.Txd2 Lxd3 31.Txd3 und Schwarz behält eine Qualität plus Mehrbauer, die Robert schnell zum Sieg umwandelte.

 

Am längsten kämpfte Hubert an Brett 2 und wurde Opfer der sich immer wieder ändernden Bedenkzeitregelungen. Nach wechselhaftem Partieverlauf, in dem beide Seite ihre Chancen hatten, enstand folgende Stellung:

 

Bild 9 Kuhn Lang

Kuhn – Lang (nach 61. … Tb8)

Hubert hatte mit etwas mehr als einer Minute richtig erkannt, dass nach 62.g6+ Kf8/Kg8 63.Lf6! (nur nicht direkt 63.h6, weil dann nach 63. … Txb2 der schwarze a-Bauer die Partie entscheidet) die beiden weißen Bauern das Rennen machen. „Zur Sicherheit noch einmal in Ruhe alles durchrechnen, die 60 Züge sind ja geschafft, der Aufschlag kommt gleich dazu…“ – „Aufschlag?“ – „ZEIT!“ und Endstand von 2,5-5,5.

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Lösungen:

*) 27. Txe8 Txe8/Dxe8 28. Dd6 Dd7 29. Dxd7# bzw. 27. ...Kc7 28. Sa6+! Kd7 [29. De6+ Kd8 30.De7#]

**) 29. Dd2 mit der Idee Dh6-g7# falls der Springer zieht bzw. Figurengewinn falls nicht. Nach 29. … Se6 30. Lxe6 fxe6 31. Dh6 Da7/Ta7 32. Dxg6+ Kf8 (Kh8 33. f7! (verhindert Dh7)) 33. f7 +- steht Weiß auf Gewinn.

***) 32. h4!! schafft ein Luftloch. Jetzt scheitert 32. … Db5 einfach an 33. Dxe7. Man sollte sich aber selbst überlegen, ob man darauf vertraut den Königsmarsch nach 32. Dg1+ Kh3 33. Df1+ Kg4 im Vorhinein richtig zu berechnen. ;)

****) 62. Sb5 e2 63.Nc7#. Selbst 62.Ka6?! (bzw. Schwarz am Zug) e2 63. Nb5! (nicht 63. … Nxe2?? und patt) e1D 64. Sc7# geht noch, da der schwarze e-Bauer nicht mit Schach einzieht.

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