Zur dritten Runde der Landesliga Süd empfingen wir in den Räumen der Schachakademie die starke Mannschaft des TSV Haunstetten, die vor dem Spieltag punktgleich auf Platz 2 der Tabelle lag. Leider gab es im Vorfeld einige Absagen, zudem fiel Jason kurzfristig krankheitsbedingt aus, und so bekam Jugendspieler Samuel seinen ersten Landesliga-Einsatz.

An Brett 1 bot unser neuer Spitzenspieler Alexander mit Schwarz nach einem Dutzend Züge in einer Benoni-Stellung, in der Schwarz frühzeitig ...Lg7xc3 gefolgt von ...f5 gespielt hatte (wie heißt das Gemüse?) Remis an, was sein Gegner Andreas Zalan Lang akzeptierte.

 

Kohlrabi

?

 

 

Kadir geriet an Brett 7 in einem Budapester Gambit mit Schwarz unter Druck und verlor einen Bauern. Als ich das nächste Mal aufs Brett blickte, war die Partie beendet und der weiße König stand einsam auf e4. 0,5:1,5


An Brett 2 wollte mein Gegner das Morra-Gambit nicht annehmen und zog den Bauern nach d3. In der entstehenden Maroczy-Struktur hatte ich eine angenehme Stellung. Nach einem gegnerischen Fehlgriff konnte ich zwei Figuren für den Turm gewinnen, mein Gegner hatte keinerlei Gegenspiel, trotz knapper Zeit konnte ich sicher verwandeln. 1,5:1,5.


Das ließ sich gut an! Doch an Brett 8 stand Samuel schlecht, er war in einer Spanischen Partie bereits mit zwei Bauern im Hintertreffen.  Zunächst hatte er vielversprechend gestanden, doch verdarb er die Partie im Mittelspiel. Eine unverhoffte Chance zum Ausgleich ergab sich noch einmal im 30. Zug:

Radgen – Beck, Stellung nach 29. … Lxd5? 

Wie kann Weiß die Partie retten? (schwierig)

 

Auch Felipe an 3 war aus der Katalanischen Eröffnung heraus mit Schwarz in eine unangenehme, weil passive Lage geraten. Seine letzte Chance sich zu befreien, kam im 17. Zug:

Tyomkyn – De Albuquerque Mello Perreira, Stellung nach 17. e4
Wie kann Schwarz der drohenden Einschnürung durch 18. e5 begegnen?

 

Martins Stellung an Brett 5 fehlte nichts. Er hatte seinen Skandinavier mit 3. … Dd8 gespielt, Weiß hatte die Partie recht anspruchslos angelegt. 


Auch Hubert an Brett 4 hatte seine Lieblingsvariante auf dem Brett: Jobava-London(!), und er hatte aus der Eröffnung heraus mit Weiß eine bequeme Stellung mit Raumvorteil erhalten. Hier konnten wir uns Hoffnungen auf etwas Zählbares machen.


Leider ging Felipes Stellung bald verloren: Zwischenstand 1,5:2,5.

 

Doch als ich mir Markus an Brett 6 besah, konnte ich zu meiner Freude feststellen, dass er aus einer schlechten Stellung in ein günstiges Endspiel mit zwei Läufern und einem Turm gelangt war, in dem beide Läufer seines Gegners passiv standen und Markus Freibauer gefährlicher aussah als der seines Gegners. Zusätzlich entstanden Drohungen gegen den König des Schwarzen.


Da rieb ich mir die Augen: ein Mannschaftspunkt oder sogar mehr war drin! Tatsächlich zwang Hubert seinen Gegner im Endspiel mit je zwei Türmen plus Springer zur Aufgabe, er hatte zunächst einen Mehrbauern und der Gegner weitere Bauernschwächen. Das war der Ausgleich: 2,5:2,5! 


Und was an den restlichen Brettern zu bestaunen war, sah gut für uns aus: auch Martin hatte inzwischen zwei Bauern mehr und strebte dem Sieg zu. Im 31. Zug hätte sein Gegner die Partie nach einem Lapsus von Martin noch einmal drehen können, war aber an seiner Chance vorbeigegangen. Markus' Gegner kämpfte einen hoffnungslosen Kampf, der eine Vorgeschichte hatte: in der vorherigen Saison hatte Markus gegen den selben Gegner eine verlorene Stellung bis zum Matt weitergespielt, anscheinend wollte der Gegner dies mit gleicher Münze heimzahlen.

Partiekommentar: Markus Titz

Es geschahen keine Überraschungen mehr: Markus holte den ganzen Punkt, und Samuel fügte sich schließlich in sein Schicksal.

Als Letzter sackte Edeljoker Martin den ganzen Punkt ein.

 


Das sensationelle Endergebnis: 4,5:3,5 für Zugzwang – ein wahrer Big Point im Kampf um den Klassenerhalt. Schon am 11. Dezember geht es weiter mit der vierten Runde, wieder in der Schachakademie gegen die starke 2. Mannschaft aus Garching.

Auflösung:

1) Weiß hätte hier 31. Sxg5! (oder 31. Sxe5!) finden müssen, um die Partie zu retten. Man sehe: 31. … fxg5 32. Dxg5+ Dg7 (auf 32. … Kf8? 33. Lg6! Dg7 zeigt Stockfish die unmenschliche Gewinnvariante 34. Df5+ Lf7 35. Lxf7 Dxf7 36. Txd8 Txd8 37. Dxe5 +-, aber es gibt auch eine menschlichere: 34. Txd5 Txd5 35. Lxe8 Kxe8 36. De6+ Kf8 37. Dxd5 Dxg4+ 38. Kf1 +-) 33. Txe5 Txe5 34. Dxd8+ Kf7 35. Dc7+ mit Dauerschach. Wenn jemand heutzutage so eine Variante am Brett finden würde, würde man ihn wahrscheinlich des Engine-Betrugs bezichtigen. 


2) Mit 17. … e5! Kann Schwarz zum Befreiungsschlag im Zentrum ausholen. Nach etwa 18. Se2 Td8 19. a4 a5 hält sich der weiße Vorteil in Grenzen. Falls 18. dxe5, so 18. … Sg4 19. Tf1 Sxe5 20. Lf4 Sbd7. Weiß besitzt zwar das Läuferpaar, doch sollte die Aktivität der schwarzen Figuren zum Ausgleich genügen. Fallsch wäre hingegen 17. … c5, wonach Weiß mit 18. d5± vorbeiginge.

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