Mit einem souveränen 6,5-1,5 Sieg behauptet sich die dritte Mannschaft am oberen Tabellenende. Daneben wurden bei unserem Raubzug ins Münchener Umland andere wichtige Fragen wie "Wer oder was ist Ostra?" und "Wie lange fährt die MVG unter der Woche nachts zurück in die Stadt?" geklärt...
Das Spiellokal im "Unterbräu Ostrazimmer" zu finden gestaltete sich schwieriger als gedacht, war es doch gut versteckt in einem Hinterhof und hoch oben im zweiten Stock gelegen. Wohl dem, der den ortskundigen Scout Jürgen dabei hatte. :-) Im Raum selbst klärte sich das erste Rätsel anhand zahlreicher Bilder an den Wänden: "Ostra" (unweit von Ancona in der Marken gelegen) ist seit 2003 die Partnerstadt von Markt Schwaben. Kleiner Spoiler bzgl. der zweiten Frage: ab 23 Uhr muss man entscheiden, ob Weiterspielen noch lohnt oder man einen halben Punkt lieber dem Erreichen der nächsten Bahn gen München opfert.
Martin kam, sah und siegte schon nach kurzer Zeit an Brett 7: "Ich habe mich als Weißer im Königsgambit versucht (abgelehnt) und habe kurz, der Gegner lang rochiert. Ich hatte schnell Entwicklungsvorsprung und dann im 17. Zug mit übersehener Läufergabel in die Königsstellung Turmgewinn. Nach 22 Zügen gab der überforderte Gegner auf."
Als nächstes konnte unser Käpt'n Nicolas an Brett 5 punkten: "Mein Gegner antwortete mit einer seltenen Variante des Englund-Gambits 1.d4 e5? 2.exd Nc6 3.Nf3 d5!?. Gegen 3..d6 vermeide ich es normalerweise, mit 4.Bg5 Schwarz in die Häden zu spielen (4.exd6 Bxd6). So spielte ich auch 4.Bg5 in der Stellung nach 3..d5, was hier wegen 4..Be7 5.Bf4 g5!? 6.Bg3 eine Ungenauigkeit ist, aber mein Gegner setzte nicht richtig fort mit 6..h4 mit maximaler Aggression und einem Entwicklungsweg für den Springer nach f5 über h6.
Nachdem seine Initiative geschwunden war, spielte er schlecht und ließ meinen Springer zum Herrn des Brettes werden mit den zahlreichen Schwächen, die er durch seine Bauerzüge geschaffen hatte. Er erlag dann einem primitiven, aber brutalen Angriff und gab im 21. Zug auf, als er seine Dame opfern musste, um das Matt zu verhindern."
Kaffeehausschach an Brett 3! Arnd startet direkt aus der Eröffnung heraus mit Weiß einen Frontalangriff und hat dabei das Glück, dass sein Gegner die Widerlegung dieser Variante weder kennt noch am Brett findet. Nach zwei ungenauen Zügen von Schwarz hat Arnd eine Qualität mehr und steht nach 12 Zügen auf Gewinn. Schachfreund Stefan aus Markt Schwaben akzeptiert die Schlappe sportlich fair und gibt auf. Zwischenstand 3:0!
Zwischenzeitlich hatte auch Stefan an Brett 4 den vollen Punkt eingefahren, sodass Kuros mit Schwarz an Brett 8 den Mannschaftssieg perfekt machen konnte. Sein Gegner - ohne DWZ - spielte (laut Stockfish) bis zum 28. Zug durchaus auf Augenhöhe, bis er durch Kuros' Druck zunächst eine Ungenauigkeit begang. Unmittelbar danach, im 29. Zug unterlief ihm ein weiterer schwerer Patzer und er verlor ohne Kompensation einen Turm. Nach weiteren 9 Zügen vergeblichem Kampt gab der Gegner auf - 5-0 für Zugzwang!
Jürgen spielte an Brett 6 seine ganze Erfahrung aus und konnte mit zwei Bauern im Zentrum nach vorne stoßen. Auch wenn er zunächst eine Qualität dafür abgab, wurde spätestens als ein Bauer auf der zweiten Reihe auftauchte klar, dass Material hier eine nebensächlich Rolle spielte. Damit führte Zugzwang noch bevor die vorvorletzte S-Bahn fuhr mit 6-0!
In den letzten beiden Partien wäre durchaus noch mehr drin gewesen, aber Lars und Felipe hatten bereits auf der Hinfahrt besprochen, dass heute hinten gepunktet würde und wichen von diesem Plan nicht mehr ab... Zunächst verdarb Lars an Brett 1 nach einem Rechenfehler eine aussichtsreiche Stellung. Bei nahender Abfahrt der RB und schwindendem Material bot das Remis den ersehnten Ausweg:
Noch ärger erwischte es Felipe an Brett 2: "Ich hatte eine klar bessere/gewonne Stellung nach 25 Zügen. Ich habe gedacht ich gewinne die Dame mit 25. ...Tf5, aber habe eine Taktik übersehen und dabei eine Qualität eingestellt. 25. ... Kg7 oder 25. ... Kh8 wären gewonnen. Danach habe ich lange gekämpft, aber leider war es nicht genug (zum Beispiel, 29...Bd4+ funktioniert wegen 30.Kf1 nicht und Weiß gewinnt)." Anschließend fanden Nicolas und er die Antwort auf die Eingangsfrage heraus: die MVG fährt noch nach 12, aber nur noch im 40-Minuten-Takt...
Die Einzelergebnisse im Überblick:
Durch den hohen Sieg rückt die dritte Mannschaft auf einen halben Brettpunkt an den 1. Platz heran und erhält sich weiterhin gute Chancen aus eigener Kraft den Aufstieg zu erreichen. Entscheidend werden u.a. die Spiele gegen die direkte Konkurrenz von Garching 5 und Roter Turm 2 sein - es bleibt also wie jedes Jahr spannend bis zum Schluss.