Showdown von Schachfreunde München 1 gegen Zugzwang 4 im ASZ Laim, Kiem Pauli Weg!
Erst mal die Hintergründe: Kiem Pauli war ein Musiker und Schauspieler, der durch seine Sammlung von Oberbayerischen Volksliedern bekannt wurde.

Die Schachfreunde München, eine Fusion aus der Schachclubs Gern, Pasing und Meiller, war laut Liste der klare Favorit. Zugzwang 4, bis dahin Tabellenführer, aber noch nie wirklich hart gefordert, musste zeigen, ob aus dem keimenden Pflänzchen auch etwas größeres werden könnte.

Beide Teams waren ersatzgeschwächt. Wir mussten wichtige Spieler an die dritte Mannschaft weiterreichen, die zur gleichen Zeit im Heimkampf mit zwei leer gebliebenen gegnerischen Brettern einen Erfolg verbuchen konnten.

Mir als Ersatzmannschaftsführer schien die Strategie klar. An den vorderen Brettern Remis halten, hinten punkten – ja das ist so einfach gesagt.

An Brett 3 hatte ich meinen Plan gleich mal nach einer Stunde realisiert. Mein Gegner war ein sehr angenehmer junger Student, der sehr wahrscheinlich wieder durch Corona zum Schach zurückgefunden hatte. Wir haben uns in der Eröffnung abgetastet und da weder er noch ich mit der Brechstange Kopf und Kragen riskieren wollten, stand nach 20 Zügen ein Remisgebot meinerseits, das er nach 5min auch annahm. Unsere gemeinsame Analyse fand im Vorraum mit Kiebitzen statt. Diese sahen mehr Potential in der Stellung zu seinen gunsten, lagen aber falsch. Mein Gegner war laut Engine schon leicht im Hintertreffen. H 0.5:0.5 G

Oleksandr an Brett 2 hatte eine sehr schwere Aufgabe, und spielte mit schwarz eine Grünfeldverteidigung. Kurzum – es ging nach hinten los. Als er schon das Spiellokal verlassen hatte, fragte ich den Gegner, woran es denn lag. Er zeigte mir die Partie und zitierte aus alten Zeiten – damals bei Tarrasch mit dem Buchner zusammen habe ich Grünfeld oft gespielt. Also Oleksandr, nicht tragisch nehmen, du hattest Pech mit deiner Eröffnungswahl. H 1.5:0.5 G

Stephan spielte mit weiß an Brett 1 und hatte, wie immer, eine solide Stellung nach der Eröffnung. Sein Gegner hatte bis zum Zug 8 schon viel Zeit verbraucht, warum? fragte ich mich. Aber nach 2 Stunden stand auch hier das Remis fest. H 2.0 :1.0 G

Tobias hatte es geschafft mal wieder Markus M. zu aktivieren. Es ist schön, wenn man selten gewordene Kollegen wiedersieht. Seine Aufgabe an Brett 8 mit schwarz nahm er gut an und nach regem Tausch der Leichtfiguren stand da bei Damen-Turm-Endspiel sein schwarzer Bauer auf C2, geblockt mit dem weißen Turm auf C1. Es sah erfolgversprechend aus. Leider wählte er den falschen Plan und tauschte erst mal die Damen. Danach stand er nach meiner Einschätzung sogar auf Verlust, rettete im Endspiel aber das Remis. H 2.5 :1.5 G

Nun, wie standen die verbliebenen Partien? Langsam wurde es eng. Es wurde noch an den Brettern 4,5,6 und 7 gespielt.

Ja auf Brett 6 spielte Robert I. Französische Verteidigung. Etwas wie „Winawer positional Variation“. Aber das ging irgendwie unglücklich weiter und statt sich in den wirklichen Verteidigungsmodus zu begeben, wollte Robert irgendeine Initiative anstreben. Am Ende waren alle Verteidiger überlastet und eine ganze Figur dahin. Keine Rettung mehr in Sicht. H 3.5 :1.5 G

Bei maximal optimistischer Einstellung wäre aus den Restpartien noch 2,5 Punkte möglich gewesen.

Den halben Punkt hätte ich hier für Kuros an Brett 4 vorgesehen. In seiner unnachahmlich kämpferischen Einstellung, nur manchmal von Winfried übertroffen, brütete er über seine Stellung um irgendwie dem gegnerischen König habhaft zu werden. Das Spiel drehte sich aber eher zu seinem Nachteil. 
Dann kommt die Geschichte, die leider in Varianten immer wieder zu beobachten ist. Der Mannschaftsführer geht bei laufender Partie an das Brett, flüstert seinem Spieler etwas ins Ohr und geht wieder weg. Ich stand zwei Meter daneben – das geht gar nicht. Kuros war total aufgebracht, rief den Schiedsrichter, der wie eine Schlaftablette die Schultern zuckte. Der Mannschaftsführer redete sich heraus, dass er dem Spieler nur mitteilen wollte, dass er Remis machen dürfe. Es ist unglaublich, aber sogar alte Hasen machen das. Ich habe versucht Kuros zu beruhigen. Ja man könnte Protest anmelden – aber dann müsste man das in der B-Klasse leider häufiger tun. Schachspielen ist das Eine, gutes Benehmen das Andere. 
Aber weiter zur Partie. Viele Drohungen musste Kuros abwehren. eventuell alle noch in Remisbreite. Aber am Ende gab es eine schöne Taktik für seinen Gegner, die dieser auch sofort sah.
Die Dame opfert sich scheinbar für die Figur, Dame schlägt, geht aber via Springergabel auf König und Dame wieder verloren. H 4.5 :1.5 G

O….k….a...y. Also dann an Brett 4 Miguel mit weiß gegen den Jugendlichen Aaron, der mir irgendwie in seiner Stellung leid tat. Mit Übermacht stand Miguel kurz davor den Gewinn einzutüten. Er hatte sich abgesichert, dass von hinten kein Dauerschach der gegnerischen Dame droht. Dann passiert Miguel folgendes. Der gegnerische Turm gibt Schach und anstatt zu überlegen, zieht er wie vom Blitz getroffen den König weg, der war aber leider die einzige deckende Figur für die Dame. Also Damenverlust und gefühlt bei einer Computerwertung von zuvor +8 dann der harte Verlust. Klingt forciert. Nein Miguel hätte einfach seinen Läufer dazwischen stellen können und nichts wäre passiert. Ja, so sammelt man Erfahrung. H 5.5 :1.5 G

Bleibt Luca, der im Endspiel schon ein Remisgebot abgeleht hat. Er hatte einen Läufer für 3 Bauern . Für mich schien da nichts mehr zu gehen. Aber sein Gegner hatte im Glauben seinen H-Bauern umwandeln zu können, diesen immer weiter und sehr gefährlich vorgerückt. Luca hatte in dieser Phase aber super mit seinem Läufer die Linie geschlossen und rechtzeitig seinen Turm auf die 1. Reihe gebracht um die Bauernumwandlung zu verhindern, noch besser um ihn abzuholen. Und bei 3min auf der Uhr – war es Frust oder Erschöpfung – gab sein Gegner noch einen Bauern ohne Kompensation. Damit war es klar. Luca holt den Ehrenpunkt. H 5.5 :2.5 G

Wir sind jetzt auf dem 3. Platz der Tabelle abgerutscht. 

Also weiter Erfahrungen und Geschichten sammeln!!!!

(Ergebnis auf Bezirk Seite)

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