Die heutige 7. Runde ist ein Novum in der Vereinsgeschichte: Der MSA Zugzwang ist Gastgeber in der 1. Schachbundesliga. Unsere erste Mannschaft, vor der Saison nur sehr maßvoll verstärkt, geht an diesem Wochenende natürlich als Außenseiter ins Rennen. Wir berichten an dieser Stelle vom Verlauf des Wettkampfs mit Bildern, Eindrücken und Partien. |
Austragungsort ist das Kulturhaus Milbertshofen, in dem in den vergangenen Jahren schon die Heimspiele des FC Bayern stattfanden (und am 8. und 9. April 2017 wieder auf dem Programm steht). Vor ziemlich genau einem Jahr kam es zum großen Aufeinandertreffen der Tabellenführer Baden-Baden und Solingen, damals war die absolute Weltelite zu Besuch: Viswanathan Anand, Levon Aronian, Michael Adams, Peter Svidler, Pentala Harikrishna, Richard Rapport, Markus Ragger und Arkadij Naiditsch an Brett 8(!) gaben sich damals im Kulturzentrum die Ehre. Der Kampf endete bekanntermaßen 4:4, womit sich Solingen mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung die letztjährige Deutsche Meisterschaft sicherte.
Heute sind solch große Namen nicht zu erwarten, aber die Partien dürften trotzdem spannend und heiß umkämpft sein. Vielleicht kommt ja der französische Kreativspieler Christian Bauer zu Besuch, der vor kurzem in Basel den aufstrebenden Alexander Donchenko mit 1. e4 c5 2. Sa3!? überraschte? Oder werden Donchenkos ehemalige "Prinzenkollegen" Matthias Blübaum und Rasmus Svane den Weg nach München antreten?
Der große Saal bietet Spielern und Zuschauern genügend Platz und perfekte Bedingungen. Parallel spielt die 1. Mannschaft des FC Bayern München in vertauschter Reihenfolge heute gegen den Hamburger SK und morgen gegen den SV Werder Bremen. Im großen Nebenraum kommentiert Großmeister Klaus Bischoff ab 14:30 Uhr. Ein Besuch vor Ort lohnt sich also.
Update 14:15 Uhr: Die Paarungen stehen fest und der SV Werder Bremen ist an allen Brettern der haushohe Favorit. Der ELO-Durchschnitt beider Mannschaften unterscheidet sich um fast 150 Punkte. In der 2. Mannschaft konnten wir diese Saison in der Regionalliga gegen Unterhaching mit einem DWZ-Unterschied von 196 Punkten einen 4,5-Sieg holen, aber ähnliches ist heute definitiv nicht zu erwarten.
Update 20:15 Uhr: Die Ergebnisse stehen fest - es reichte leider nur zu 1,5 Brettpunkten. Unser Glückwunsch geht an den SV Werder Bremen und an Stefan Kindermann, Robert Zysk und Christoph Eichler, die sich zumindest ein Remis gegen ihren deutlich stärkeren Gegner sichern konnten!
MSA Zugzwang | ∅ 2401 | 1,5 - 6,5 | SV Werder Bremen | ∅ 2548 | |
1 | GM Stefan Bromberger | 2535 | 0 - 1 | GM McShane | 2671 |
2 | GM Stefan Kindermann | 2509 | 1/2 | GM Blübaum | 2626 |
3 | GM Gerald Hertneck | 2476 | 0 - 1 | GM Hracek | 2591 |
4 | IM Robert Zysk | 2385 | 1/2 | GM Babula | 2540 |
5 | FM Erasmus Gerigk | 2381 | 0 - 1 | GM Werle | 2551 |
6 | FM Falk Hoffmeyer | 2354 | 0 - 1 | IM Markgraf | 2523 |
7 | FM Christoph Eichler | 2325 | 1/2 | GM Fish | 2460 |
8 | FM Ulrich Dirr | 2250 | 0 - 1 | IM Koop | 2423 |
Als Schiedsrichter fungiert heute Hans Brugger, die Internet-Übertragung auf chess24.com organisiert der ehemalige Blindsimultan-Weltrekordhalter Marc Lang.
An Brett 1 entwickelte sich zwischen Luke McShane und Stefan Bromberger ein interessanter Italiener nach den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Le7 5. Lb3 0-0 6. 0-0 a5!? gefolgt von schwarzen Vorstößen des b- und d-Bauerns. Markus Lammers, heute Non-Playing Captain der 1. Mannschaft meinte später, dass Stefan es geschafft hätte, McShane zumindest auf dem falschen Fuß erwischt zu haben.
An Brett 2 eröffnete Stefan Kindermann gegen Matthias Blübaum mit dem inzwischen wieder populär gewordenen "Rentner". Nach 1. d4 d5 2. Lf4 Sf6 3. e3 c5 4. c3 Sc6 5. Sd2 Lf5 6. Sgf3 e6 überlegte Stefan etwa eine Viertelstunde und spielte das eher unübliche 7. Da4!?
Gerald Hertneck an Brett 3 verteidigte sich gegen Zbynek Hracek auf gewohnt französische Manier, und versuchte es nach den Zügen 1. e4 e6 2. d4 d5 3. e5 c5 4. c3 Sc6 5. Sf3 Ld7 6. Le2 Sge7 7. 0-0 Sf5, Druck auf den Vorstoß-Bauern e5 auszuüben:
Währenddessen saßen die Vereinskollegen in gemütlicher Runde im Vorraum bzw. Kultur-Café. Uli Dirr, der heute an Brett 8 spielt meinte beim Vorbeigehen, dass er vielleicht lieber getauscht hätte:
In der 2. Etage kommentiert Klaus Bischoff alle Partien live (mit den üblichen 15 Minuten Zeitversatz). Zumindest am Anfang gab es noch einige freie Sitzplätze, später war das dann nicht mehr der Fall:
Bildliche Eindrücke zu den Partien:
Wie Gerald am nächsten Tag treffend bemerkte: Zwei Bauern sind einer zuviel...
Erasmus versucht nach allen Kräften trotz seines passiven Turms, das Endspiel remis zu halten. Nach der Partiefortsetzung 42. ... g6 43. f3 Kg7 44. Kf4 Kh6 45. g4 Tb7 46. Kg3 Kg7 47. f4 Ta7 aktivierte er auf Kosten seines b-Bauern seinen eigenen Turm und drängte den weißen König auf die zweite Reihe zurück, leider reichte dies am Ende dennoch nicht.
Der Beamer im Vorraum zeigt es amtlich: Stefan gibt sich Luke McShane geschlagen. Schwarz hängt im Mattnetz und kann sich nur noch unter Verlust von Schwermaterial daraus befreien.